Unvollständigung

Ich. Du musst. Verstehen.

Zurückgehalten. Mit den Worten. Weil man das nicht macht. Öffentlich zur Schau stellen. Meine Schulzeit pocht öfter. Ich möchte nicht öffnen. Buchstabenwiederholung. Das innere nach außen kehren. Verletzlich. Ich.

Es ist nur txt. Manchmal zu kräftig und manchmal zu schwach.

Lange Zeit war meine Antriebskraft anderen zu zeigen, dass ich besser bin. Als was sie von mir glauben. Nachricht auf Internetplattform. Erinnerungen. Sieben Jahre. Lachen.

Ich vermisse. Nachts im Auto zu sitzen. Tee trinken.

Jetzt fahre ich Zug.

Mehr Briefe. Ich sollte mehr Briefe schreiben. Mehr Leser als ein Tagebuch. Und niemand der etwas vorhält. Wenn man den Empfänger.

Sätze die in meinem Kopf klar, bedarfen keinen Abschluss.

Erstmals der Gedanke, was das Kind denkt, wenn es das liest. Hallo.

Kryptografie. Verlernt man nicht. Nur Schlüssel sind schöner.

Kein Absatz vervollständigt die Geschichte. Die Augen jeden Tag. Gefühle austauschen.

Jede soziale Verbindung birgt die Gefahr des Zerreißens. Mit jedem Faden wird ein Stück Ich mitgenommen. Es schmerzt. Sich zu flüchten und nur zu schreiben ist die Alternative. Das Glück im Unglück finden. Sich nicht zu kümmern was andere denken. Keine Konsequenz, die dich je einholt. Laufen bis man umfällt. Tief einatmen. Jeden Herzschlag spüren bis man aufhört. Mit allem.

Bedingungslos. Kein schönes Wort. Aber ein schönes Gefühl.

Sammlung verphrasiert.

Um jeden Gedanken eine Hülle legen. Sie sanft zubinden und das Päckchen in den großen Sack stecken. Nicht ich. Es ist. Von mir. Aber nicht ich.

Sich der Urheberschaft entledigen.

Dem Verlauf mit dem Finger folgen. Einsinken. Sich nicht an den Nächten vergehen. Dazwischen die Struktur verstreichen. Jahre.

Das Versprechen des Schockierens. Offene Lippen. Rot. Dem Auge verborgen. Klingen. Die Glocken. Der Sprung des Sinnes. Nur ein Punkt.

Das Gegenteil von Über. Aber nicht sous.

Jegliche Mystik; untergegangen. Wir halten die Lichter hoch. Warten auf das Einsetzen der Musik. Erst beim Abgang bemerken wir die Einsamkeit.

Wäre da Meer. Konnten wir schwimmen. Die Schiffe werden vorm Wind getragen. Eins mehr.

Tischtennis mit jemanden, den man nicht denkt. Erst beim zweiten durchgehen kommt die dritte Bedeutung. Erschlagen vom Blitz. Noch eine Verbindung.

Dem zu folgen. Ich möchte es wissen. Nur für mich.

Das Wort sucht einen Partner. Zum spielen. Alle Geräte sind besetzt. Nur das sanfte Nachklingen. Der Schein, der noch im Auge liegt. Es hallt. Dem Wort ist es ein Geist.

Groß gewordener txt. Zwischen Seiten gepresst. Es ist nicht das Material. Sondern die Form. Auch Glas hat Ästhetik. Ein kantiges Wort.

Der Winter.

Es beeindruckt nur noch wenige. Vom Überfliegen abgeschreckt. Mir fehlt. Die Luft spricht dünn. Nicht auszudenken wie es als nicht falsch genommen wird. Jede kleine Bedeutung. Sie sitzen auf den Spitzen, verstecken sich in den Rundungen und sind auch sonst sehr umtriebig. Sodbrennen.

Niemand wird erschlagen. Nur das Klicken lässt meine Hormone sprudeln. Ein leises Schreien. Hustend. Röchelnd. Kein.

Auch die gelöschten. Die vergessenen.

Kann man nicht müssen.

Ich empfinde es als schöner. Als. Ohne. Er flucht. Neben mir. Wand.

Als die Zeile verloren ging. Keine Linien. Einzeln setzen sie sich hintereinander und ließen nur manchmal Platz. Falls noch jemand dazu kommen würde. Die Gefahr jedes einzelnen. Unbeabsichtigt. Unsichtbar. Bis es sich in den Vordergrund drängt und keine andere Deutung mehr zulässt.

Weit weg.

Die bloße Zusammenstellung lässt mich lächeln. Eines folgt dem anderen. Ich möchte Verbesserung. Sich aufraffen und die Dinge nachlesen. Nicht dem nachgeben, was man schon kennt. Sich vermeiden. Gestank.

Es stimmt. Lediglich nicht in meiner Welt. Verarbeiten. Erlebnisse. Nicht.

Donnerstag Abend. Ohne dich umzudrehen steht die Straße in einer Gewalt. Wir warten. Es wird Klischee. Nur die Vögel fehlen. Glucksend kündigt der Bach sein Ende an. Meer.

Zu lange auf Eisen. Man wird kalt davon. Oder bittet die Klimaanlage weniger Latour zu lesen. Noch ratterst du. Dann schieben sie dich in eine Schuppen und dann ins Museum. Weißer Dampf und schwarzer Rauch.

Eine Unvollständigung.

Noch immer im Eingang. Zwei Wochen. Markiert und unberührt. Ein Lied. Abbruch. Abbruch.

Andere erzählen sich Witze. Ich speibe.

Beinahe verirrt. Nur dreimal.

Aufsam. Wie die Bermöwe.
Entstandung eines Gedichts.
Scheu.

Während die Lichter ausgingen schlug es mich auf.

Entscheidungsfindung

Tägliches reflektieren. Der Einzige der dafür verantwortlich ist bin ich. Und unzählbar viele Zufälle. Wir haben Theorien und Thesen, doch die funktionieren nur, wenn wir Faktoren entfernen, die wir im Alltag nicht entfernen können. Entscheidungen sollte man nicht an ihrem Ergebnis messen, sondern an ihnen selbst. Das tun, was man für richtig hält und sich nicht darüber ärgern, dass es trotzdem nicht funktioniert hat. Nicht alles kann man beeinflussen und so könnte auch die Entscheidung für das Gegenteil zum selben Ergebnis geführt haben. Nicht Beliebigkeit, sondern ein anderes Bewusstsein. Oft habe ich Angst vom Ergebnis. Traue mich nicht zu entscheiden. Und dann tritt das schlechteste ein. Oder gar nichts. Aber die Fälle merke ich mir nicht. Ich baue das Vertrauen in mein Unterbewusstsein auf. Andere nennen es Bauchgefühl. Es wird gesagt, dass wir uns oft schon entschieden haben und nur noch begründen. Kann man manchmal beobachten. Auch bei mir. Oder wenn ich zu ehrlich mit mir selbst bin und die Entscheidung nicht zulasse. Dilemma. Eine gute Entscheidung ist eine, die man umsetzt. Es bringt nichts sich für das zu entscheiden, das man nicht macht. Dann lieber den nicht perfekten Weg, der dafür gegangen wird ohne in der Mitte zusammenzubrechen.

Ich muss lernen stärker nach außen zu sein. Menschen, die mir wichtig sind, auf die Füße treten. Oft bin ich das Schiff, das seinen Kurs hat, ihn aber ständig herumschiebt. Wenn man seine eigenen Metaphern nicht mehr greifen kann. Entweder sie hängen zu hoch oder sind schon beim schreiben verfault. Ich finde Metaphern wichtig um mehr ausdrücken zu können.

Und dann Verantwortung übernehmen. Ich habe heute zu wenig geschafft. Ich fühle mich deshalb nicht schlecht, werde mir aber Mühe geben, es aufzuholen. Weil es um mich geht.

Bonuspunkte

Irgendwo in der Hecke glitzert etwas. Phil neigt seinen Kopf, hoffend es besser zu erkennen, doch es leuchtet nur. Er ist alleine unterwegs. Seine Taschen voller Funde der letzten zwei Stunden. Uhr besitzt er keine. Eine Kugel; er hebt sie hoch. Kein Glas, wie Metall fühlt es sich nicht an und für Plastik ist sie zu leicht. Ein bisschen kleiner als eine Billiardkugel. Die Oberfläche ist eigenartig rau. Dennoch reflektiert sie die Sonne. Aus der linken Knietasche zieht er ein Stofftaschentuch und hüllt sie behutsam ein bevor er sie in auf der rechten Seite in die Hose gleiten lässt.

Noch den Hügel hinunter und Phil ist wieder zuhause. Er möchte aber noch nicht. Setzt sich auf die Wiese und beobachtet die Ameisen. Kleine Stäbe und Stücke von Blättern tragen sie. Ihren Bau hat er schon letzten Sommer entdeckt. Kein großer Haufen, eher versteckt seitlich an einer alten Tanne. Manchmal lässt er ihnen die Überreste seiner Jause dort. Krümmel von seinem Brot oder ein Apfelputzen. Einmal hat er eine Banane hingelegt. Die mag er nicht. Doch als er einige Tage später wieder vorbeischaute, war sie lediglich schwarz geworden. Mit einem Stock hat er sie zermatscht.

Von der grünen Wiese zieht es seinen Blick nach oben. Kräftig blauer Himmel mit drei kleinen Wolken. Zwei Streifen von Flugzeugen. Wie jeden Tag um diese Zeit. Außer Sonntags. Phil wüsste gerne, wo sie die Menschen in ihren Bäuchen hinbringen. In den Süden an die Küste oder nur in eine große Stadt. Voller Autos und Hochhäuser. Er hat schon mehrmals versucht es rauszufinden, saß einen ganzen Tag vor einer Website, die in Echtzeit zeigt, wo Flugzeuge fliegen. Doch keine Route kreuzte das Dorf in dem er lebt.

Phil schließt die Augen. Manchmal wünscht er sich einen Freund, mit dem er alles erkunden kann. Jemand, der mit ihm auf der Wiese sitzt und dem er seine Theorien über die Wege der Ameisen und Flugzeuge erzählen kann. Am besten jemand, der ein Teleskop besitzt. Dann könnte man auch in der Nacht hier raufkommen und in die Sterne schauen. Er kennt die Sternbilder nicht. Den kleinen und großen Wagen. Den Nordstern. Die findet er noch. Aber die anderen nicht. In seine Zimmer ist ein Buch, wo alle aufgezeichnet sind. Doch so sehr interessieren sie ihn nicht. Lieber sieht er sie nur an. Und träumt. Ob da draußen vielleicht ein anderer Junge steht und in die Sterne schaut. Oder auf einem Planet, der einen der Sterne umkreist. Vielleicht auch ein Mädchen.

Die Sonne berührt schon den Berggipfel. Phil geht langsam den Hügel hinunter, bleibt nur einmal stehen, als ein großer Vogel über einem nahen Feld kreist. Er freut sich auf’s Abendessen.

Zweifelung

Zweifeln ist etwas wunderbares. Und in den falschen Momenten, mit den falschen Schlüssen tödlich für uns. Vor allem der Selbstzweifel. Gestählt durch die Gesellschaft; wenn du das nicht schaffst bist du ein Versager. Doch ‚das‘ ist meist irrelevant. Ich mag Dinge die vergleichbar sind; muss aufpassen, dass es nicht die Überhand nimmt. Zu einfach ist es nach Zahlen zu sortieren. Wenn ich von mir spreche, meine ich oft uns, weiß aber nicht, wer das eigentlich ist und bleibe lieber bei mir. Wer möchte kann sich dazu zählen. Bei Gesellschaft meine ich mich. Als Teil. Und als Teil, der für das ganze steht. Daran sollte ich zweifeln.

Ich stelle in Frage, ob ich kann, was andere glauben, dass ich kann. Habe Angst enttarnt zu werden. Im Gegensatz zu anderen, nicht allen, habe ich in der Schule geschummelt. Oft. Und oft erfolglos. Für das Ergebnis. Aufgedeckt wurde es nicht. Ein Grund für die vielen Hemden in meinem Kinderzimmerschrank. An der Universität aufgehört, weil ich das System nicht mehr ernst nahm. Weil die Menschen, von denen gesagt wurde, dass sie das Höchste sind, das die Menschheit in dem Gebiet zu bieten hat, auch nur Menschen waren. Nicht immer besonders kluge; aus meiner Sicht. Dann begann ich wieder einmal oder das erste Mal mein Weltbild umzustellen. Wissenschaftliche Lehre hat viel gutes. Realität. Meine Realität. Darf ich auch selbst konstruieren. Und während es wichtig ist, dass ich die von anderen verstehe und meine verständlich machen kann, ist es meine. Es gibt die großen Zusammenhänge nicht. Nur uns. Menschen. Zerbrechliche Dinger. In den meisten Situationen dümmlich. Nur winzige Bereiche, die manche meistern. Moral als wichtige Komponente. Es wird oft eingetrichtert, wie alles funktioniert und dass man gut sein muss, damit einem gutes widerfährt. Muss man nicht. Auch als Böser widerfährt einem Gutes. Es gibt, zumindest in meiner Welt, kein Karma als System, das unsere Taten wertet. Nur unsere eigene Einschätzung, was richtig und was falsch ist. Und alles dazwischen. Bedeutet auch, dass vieles so nicht gemacht werden müsste. Aber ich so besser finde. Etwa die freundliche und ausführliche Antwort auf vielfach beantwortete Fragen. Der Aufwand sich über die Person aufzuregen ist ähnlich hoch, bringt aber niemanden etwas.

Während der Zeit in Wien lernte ich mich zu überschätzen. Beziehungsweise wurde mir meine Selbstüberschätzung bewusst. In Prüfungen zu gehen ohne etwas gelernt zu haben und besser als der Durchschnitt bewertet zu werden ist wenig hilfreich. Auch meine Mathematikprofessorin hat mich immer aufsteigen lassen, weil sie der Meinung war, ich verstünde alles. Tat ich meist. Rechnen konnte ich es dennoch nicht. Irgendwann die Frage nach Können. Viele handwerkliche Tätigkeiten sind von Detailwissen und einer Grundfähigkeit abhängig. Materialbeschaffeneit, oft regelmäßige Probleme und workarounds. Andere Bereiche sind für mich oft schwerer zu erfassen. Ich bin irgendwo in Kommunikation tätig. Hilfreich ist zu wissen welche Abläufe es gibt. Vor allem inoffiziell und dann muss man die richtigen Leute kennen. Für mich persönlich ist vor allem Einfühlvermögen und die Einschätzung von Situationen wichtig. Oft bemerke ich, wie andere die Fragen oder Aussagen fehlinterpretieren und somit die folgende Kommunikation nur nach einigen Biegungen zu einem guten Ende führt. Insgesamt ist Bereitschaft wichtig. Sich auf die Dinge einlassen. Verstehen wie sie funktionieren und nicht alles auf einmal ändern.

Fast alles lässt sich lernen. Wir brauchen aber für unterschiedliche Dinge unterschiedlich lange und eigentlich entscheidend wäre zu erkennen, in welchen Bereichen man sich am schnellsten anpassen und entwickeln kann. Ich kann Sprachen lernen, aber es dauert über zehn Jahre bis ich sie halbwegs vernünftig spreche. Auch wenn ich es schön fände macht es wenig Sinn es zu machen. Dafür habe ich ein recht gutes Verständnis für die Sprache mit der ich aufgewachsen bin. Weshalb es mir auch so schwer fällt dies weniger zu pflegen. Fakten lernen liegt mir nicht. Zusammenhänge erkennen umso mehr. Ich habe ein tolles technisches praktisches Verständnis und kann vieles selbst reparieren. Selbst etwas bauen fällt mir schwer, Dinge von anderen zu verbessern braucht wenig Anstrengung und macht mir Spaß. Bevor ich diese Sätze geschrieben habe, wusste ich sie nicht. Hätte man mich danach gefragt, zuckten meine Schultern.

Ich finde es immer wieder interessant welche Dinge andere glauben, dass ich gut kann. Viele Erwartungen die aufgebaut werden, weil ich ähnliche Mechanismen auf neue Probleme anwende und mit dem Wissen anderer arbeiten kann.

Schon kommt die Sorge auf mich selbst zu etwas zu machen, das ich nicht bin. Ich scheitere täglich. An einfachen und an schwierigen Dingen. Ich habe große Probleme Entscheidungen zu treffen und zögere sie zu oft und zu lange hinaus. Auch fällt es mir leichter Dinge zu planen als sie zu beginnen oder gar abzuschliessen. Ich finde Erklärungen und Probleme, um nicht zu tun was nötig ist. Es ist anstrengend mit mir zusammen zu arbeiten. Weil ich mich um Dinge kümmere, die mich gerade nicht los lassen statt um die, die wichtig wären. Weil mein Entscheidungsprozess so lange dauert, stehe ich nicht immer voll hinter den Entscheidungen und bleibe im Prozess auch nach der Entscheidung hängen, suche nach weiteren Informationen, die die Entscheidung bestätigten oder ihr widersprechen. Das hält auf und ist dumm.

Mir fällt es schwer mit Kritik umzugehen, die ich nicht zuvor schon selbst hatte. Ebenso neige ich dazu Kritik vorzugreifen indem ich sie selbst ausspreche. Aber mein Verhalten nicht ändere. Es macht mich wahnsinnig, dass ich oft weiß was ich falsch mache, aber mich nicht bessere. Stattdessen Ausreden suche und mir was von fehlender Willensstärke einrede. Das ganze führt zu einer Abwärtsspirale der Selbstbemitleidung.

Das Internet gibt mir die Möglichkeit in andere Leben zu blicken und ich beginne allzu oft mich zu vergleichen. Was andere erreicht haben. Wie sich artikulieren können. Wie viel sie schaffen. Jeden Tag. Ich, der doofe Junge, der durch die Scheibe schaut und fasziniert ist, wie die Menschen draußen eine Runde nach der anderen drehen, statt selbst rauszugehen und anzufangen schaut er weiter zu und sagt sich, dass er nie so viele machen können wird. Paralysiert.

Ich zweifle an den Dingen, die ich jeden Tag mache. Das hilft mir Fehler zu vermeiden. Zugleich passiert es zu oft, dass es mich davon abhält das richtige zu tun.

Nachtschau

Gestern fern gesehen, als sie schon schlief. Der falsche Ausdruck. Ich sehe nicht fern. Der Stoff ist per Hand ausgewählt. Ich warte den richtigen Moment ab. Es muss ruhig sein. Keine Ablenkung. Der Kopf frei. Dann schiebe ich meinen Stuhl in die Mitte des Raumes, schalte den Fernseher an, schließe den Laptop an. Ein zweites Kabel an die Lautsprecheranlage. Kurzer Test, wenn alles soweit ist. Pause. Ich gehe in Küche und hole mir ein Glas kaltes Wasser. Oder eine Flasche Club Mate. Dann setze ich mich auf den Stuhl und atme tief durch. Play.

Die Bilder und Geräusche saugen mich auf. Rase durch fremde Welten. Diesmal Drogen. Nicht nehmen, sondern verkaufen. Weil Krebs. Und Familie. In meinem Kopf werden bestimmte Muster und Ideen gegen eigene Erfahrungen und Gedanken gespielt. Ohne viel Aufmerksamkeit. Längst vergessene Areale leuchten auf. Mein Atem wird flacher. Gänsehaut. Zwischendurch einen Schluck Wasser, um mich zurück zu holen. Nur für einen kurzen Moment.

Früher oft Filme. Heute fast ausschließlich Serien. Geringere Gefahr nach der Hälfte abzudrehen. Geschichten in die ich mich tiefer graben kann. Raum für alles. Unsere Vorlieben gehen auseinander. Bisher haben wir es überlebt ein paar Stunden von der Gemeinsamkeit für das Individuum zu investieren. Sinnvoll.

Als ich danach im Bett lag, fiel es mir schwer einzuschlafen. Zu viel Stimulation. Ich war ziemlich glücklich. Ich habe ein schönes Leben.

Irgendwann Musik.

Ich werde Vater

Familie in Tirol besuchen, dann noch ein paar Tage Wien. Ein beruflicher Termin und ein paar private. Was auch immer privat ist. Am Abend kurz bevor eine Veranstaltung beginnt, ich gerade in einem Gespräch jemanden den ich schon länger online kannte, aber noch nie getroffen hatte. Eine Nachricht von ihr. Sie glaubt sie sei schwanger. Heiß. Kalt. Ich versuche das Gespräch noch zu Ende zu führen, die Person muss gleich aufs Podium. Beinahe stottern. Gedankenfeuerwerk. Dann flüchte ich ins Treppenhaus. Wir telefonieren. Es ist das dritte Mal, dass wir glauben, schwanger zu sein. Das erste Mal war kurz nachdem wir uns das erste Mal gesehen haben; große Panik. Das zweite Mal mit stabiler Beziehung; große Unsicherheit, aber das kriegen wir hin. Jetzt sprechen wir schon über ein Jahr davon. Wir wollen beide ein Kind. Nächstes oder übernächstes Jahr haben wir uns als passend ausgedacht. Bis dahin sollte meine Arbeit etwas stabiler sein und wir schon umgezogen. Mit der Verhütung haben wir es nicht mehr so eng genommen. Fünf Tage vor und zwei nach dem Eisprung. Nur eine Frage der Zeit.

Und doch rast der Kopf. Ich habe es erwartet, aber nicht genau jetzt. Es gibt keinen idealen Zeitpunkt für ein Baby. Aber wir haben es ziemlich gut hinbekommen. Unser Leben trotz gewisser Bewegungen stabil und sicher genug. Wir werden beide für das Baby da sein können. Ich arbeite viel von Zuhause. Die Wohnung ist groß genug. Eine neue Küche in Planung. Vielleicht zieht man in den nächsten Monaten um. Oder nächstes Jahr.

Als wir uns beide wieder beruhigt haben, einigen wir uns darauf, dass sie mich wieder anruft, wenn sie den Schwangerschaftstest gemacht hat. Ein paar Minuten später schickt sie mir das Bild. Zwei blaue Streifen. Ich freue mich. Dann reden wir wieder. So gerne wäre ich bei ihr. Sie umarmen, küssen, gemeinsam quietschen. Dann muss ich los. Drei Tage später werde ich wieder bei ihr sein.

Die restliche Zeit ist verschwommen. Der Gedanke an unser Baby begeleitet mich ständig. Ich besuche Freunde mit Kind, das ich seit der Geburt kenne. Spiele mit ihr und freue mich noch mehr. Eine wunderbare Zeit. Ich übernachte dort. Zum schreiben komme ich nicht. Nur ihr. Immer wieder.

Die folgende Woche haben wir einen Termin beim Gynäkologen. Die Bestätigung. Einen halben Zentimeter ist es groß. Klein für den Zeitpunkt aber alles kein Problem. Beschäftigungsverbot für Frau Wunderbar, weil ihr zwei Immunitäten fehlen. Dafür drei Ampullen Blut und ein Folgetermin eine Woche später. Dazwischen Verwirrungsspiele mit dem Arbeitgeber. Beim nächsten Termin werden die zwei fehlenden Immunitäten bestätigt und eine dritte ist hinzu gekommen. Wegen der gegen Ringelröteln wird das Beschäftigungsverbot bis zur zwanzigsten Schwangerschaftswoche verlängert. Mehr Verwirrung mit dem Arbeitgeber. Wir fahren zur Zentrale. Erwischen den Manager. Plötzlich ist alles kein Problem mehr. Es wird gratuliert und man bekomme noch alle Details per Post.

Wir teilen die freudige Nachricht mit engem Freundeskreis und Familie. Unterschiedliche Reaktionen. Am Ende ist sich auch die Familie einig, dass sie sich darüber freut.

Die nächsten Tage genießen wir. Es ist noch zu früh mehr davon zu erzählen. Zu viel das passieren kann. Viel Lesen und Ruhe.

Das erste Trimester geht dem Ende zu. Dem Fötus geht es wunderbar.

Ich werde Vater.

Baugeschehen

Hin und wieder flüchten. Sich nicht den Gedanken ergeben, sondern weglaufen. Niemanden Bescheid sagen. Keine Rechenschaft ablegen. Nichts. Nur ich und meine Gedanken.

Die Metaphern habe ich verloren und die Farben zeigen sich nur noch selten. Leidenschaft dringt immer wieder durch. Wenn jemand etwas sagt, das mir nicht gefällt. Oder weil mir nach widersprechen ist. Ich bin anstrengend. Für mich und andere. Es darf wehtun. Es darf. Ich darf. Dazwischen Funken der Reibung, die mich lächelnd aufspringen lassen. Die Wärme die entsteht. Ein paar Worte zuviel und alles brennt nieder. Über bleibt Asche. Wieder zu spät das Schwert zurückgenommen. Ich stehe auf, das schwarz läuft vom Gesicht. Blinzelnd in die Sonne gehen. Kleine Bäche, wilde Berge. Ein Sprung. Keine Struktur. Ich huste. Es sind doch nur Worte und sie sind meine. Unantastbar. Tasten. Auf sie einhämmern. Schall. Aber kein Rauch. Der Regen kommt wie er geht. Normalzustand ist was wir so nennen.

Die Liebe bleibt. Sie wächst und verankert sich. Glück reiht sich ein. Zufriedenheit. Alles scheint davon. An manchen Tagen. Oft muss ich lernen damit umzugehen. Nicht den Selbstzweifel heraufbeschwören und sich im Leid suhlen, sondern mich hinzusetzen, zu lächeln und zu sein. Mich daran erfreuen was ist und es größer machen. Das Schreiben verlernt. Aber die Wörter nicht.

Jeder Tag bringt neues. Lernen und nicht vergessen zu sein. Zu zeigen. Bauen. Zwei riesige Konstrukte, die ich versuche hochzuziehen. Sie stützen sich gegenseitig. Ich sitze auf dem Seil dazwischen. In die Ferne blicken, was noch alles möglich ist. Nicht zu weit. Sonst vergesse ich, wo ich bin, was ich mache. Wichtiges und unwichtiges.

Genießen. Die richtigen Entscheidungen und die falschen. Kräftig abbeißen und lachen. Noch immer nicht wissen, woher sie kommen. Die Worte. Jedes schärft deinen Blick. So wenig über sich zu wissen und alles. Dennoch.

Ich.

Alltagschichten

Wir laufen über die Felder und lachen. Das ist meins.

Ich wache auf, sehe in ihre Augen, ein kleiner Kuss. Kraft fürs Aufstehen. Ich bringe sie zur Arbeit, wir sprechen über die Nacht, Schlafqualität, Träume, Gedanken. Auf dem Rückweg am Limit. Frühstück. Ich klappe den Laptop auf, Aufgaben in vier Bereichen. Eigentlich zwei. Todo und in progress. Ein paar Dinge erledigen, weiterschieben. Neue Ideen eintragen. Genug gearbeitet. Jetzt mit den Usern beschäftigen. Welche Probleme sie haben, was gut läuft. Ständig erreichbar. Ich helfe ihnen weiter, möchte dass sie Spaß haben, es ihnen gut geht. Noch eine Folge schauen oder eine Ründe spielen. Dann kommt sie heim. Wir unterhalten uns über die Arbeit, überlegen, was es zu essen gibt. Vielleicht spazieren oder schwimmen. Dann kochen und Abendunterhaltung.

Berlintage

Drei Tage voller Leben. Eigentlich war alles anders geplant. Fünf Tage. Ganz gemütlich. Und am Ende noch über die Stadt stolzieren. Wir Spießer. Doch das Chaos bricht aus, man kann es nicht vorhersagen und nicht eindämmen. Nur durchstehen.

Es war noch dunkel als ich losfuhr. Es war. Und Sommer. Züge sind etwas spannendes. So viele Menschen auf engem Raum. Es wird nicht gesprochen. Zumindest nicht mit Fremden. Kann ich auch nicht. Nur die kleinen Gruppen beschallen den ganzen Wagen. Jetzt ist da Internet. Kein Wort.

Tausende Menschen. Sie strömen in die Hallen und brechen aus, wenn jemand Bingo schreit. Viel Gelaber. Viele kluge Dinge. Vor allem aber Menschen. Viele das erste Mal. Ich traue mich nur selten. Hallo. Niemand der enttäuscht. Manche überraschen. Ich leuchte. Sprechen. Dinge verpassen. Gut fühlen. Ein bisschen genießen.

Ich muss mich nicht aufregen. Warten ist in Ordnung. Liegen. Atmen. Es ist warm.

Man nimmt mich mit. Auch wenn ich nicht viel spreche mag ich es. Sitzen und zuhören. Das Essen ist Nebensache. Zum Glück. Mit dem Bus durch die Dunkelheit.

Allein, aber nicht einsam.

Mehr Menschen. Mehr Lächeln. Besondere Menschen. Dann laufe ich weiter. Auf den Felsen, in die Höhlen. Es werden Bälle aus Papier geworfen. Lachen. Dann Nacht.

Alles geht schnell.

Wieder Zug.

Bald Arme.

Zwischengang

Ich bin nicht so kaputt, wie ich mich sehe und mache mich damit. Kleine Tropfen. Schlagen auf und zerfallen. Ein kleiner Spalt würde reichen, um alles sichtbar zu machen. Nicht alle Höhlen haben einen Ausgang.

Das zählen verlernt, weil ich darauf gehört habe, man müsse sich auf ein Gebiet konzentrieren. Besser werden. Das schafft man nur durch Übung. Mein Kopf ist Kampfplatz. Voller Risse und Minen. Direkt dahinter fängt die Landschaft an. Grüne Wiesen und kräftige Wälder. Ein Haus am See.

Menschen beobachten in der Hoffnung man würde verstehen. Manche geben klare Zeichen, andere haben Angst. Chaotische Änderungen, um niemanden nahe zu lassen. Ich weiß nicht was passiert. Ich weiß nicht. Jedes Wort, das durch den Hals gleitet, sich ausbreitet und den Wänden verschwingt.

Normalität. Unsicherheit. Sich anklammern. Keine Vision. Träumereien. Gelernt in Konstrukten zu denken, weil das eigene nicht mehr hält. In sich zusammenbrechende Neubauten. Jeder für sich. Ich treffe den Philosophen zum Abendessen. Ich treffe die Musik zum trinken. Ich treffe den Künstler im Fastfoodladen. Ich verliere mich.

Sie gibt mir Halt. Weil ich sein darf. Nichts muss. Ich bin still. Manchmal zu still. So viel Wärme. Ich genieße die Nähe. Jeden Moment. Nachts krabble ich unter die Decke und lausche ihrem Atem. Die Welt bleibt stehen. Durchströmt.

Der Schatten macht mir Angst, weil ich ihn nicht sehe. Er ist da, er versteckt. Ich möchte danach greifen. Greife ins Leere. Das ist alles kein Wissen. Man erzählt mir von Relation. Müdes Lächeln. Ich will nicht. Musik formt. Schmiermittel für die Gedanken. Ruckhaft springen längst vergessene wieder an. Es rattert.