Irgendwo in der Hecke glitzert etwas. Phil neigt seinen Kopf, hoffend es besser zu erkennen, doch es leuchtet nur. Er ist alleine unterwegs. Seine Taschen voller Funde der letzten zwei Stunden. Uhr besitzt er keine. Eine Kugel; er hebt sie hoch. Kein Glas, wie Metall fühlt es sich nicht an und für Plastik ist sie zu leicht. Ein bisschen kleiner als eine Billiardkugel. Die Oberfläche ist eigenartig rau. Dennoch reflektiert sie die Sonne. Aus der linken Knietasche zieht er ein Stofftaschentuch und hüllt sie behutsam ein bevor er sie in auf der rechten Seite in die Hose gleiten lässt.
Noch den Hügel hinunter und Phil ist wieder zuhause. Er möchte aber noch nicht. Setzt sich auf die Wiese und beobachtet die Ameisen. Kleine Stäbe und Stücke von Blättern tragen sie. Ihren Bau hat er schon letzten Sommer entdeckt. Kein großer Haufen, eher versteckt seitlich an einer alten Tanne. Manchmal lässt er ihnen die Überreste seiner Jause dort. Krümmel von seinem Brot oder ein Apfelputzen. Einmal hat er eine Banane hingelegt. Die mag er nicht. Doch als er einige Tage später wieder vorbeischaute, war sie lediglich schwarz geworden. Mit einem Stock hat er sie zermatscht.
Von der grünen Wiese zieht es seinen Blick nach oben. Kräftig blauer Himmel mit drei kleinen Wolken. Zwei Streifen von Flugzeugen. Wie jeden Tag um diese Zeit. Außer Sonntags. Phil wüsste gerne, wo sie die Menschen in ihren Bäuchen hinbringen. In den Süden an die Küste oder nur in eine große Stadt. Voller Autos und Hochhäuser. Er hat schon mehrmals versucht es rauszufinden, saß einen ganzen Tag vor einer Website, die in Echtzeit zeigt, wo Flugzeuge fliegen. Doch keine Route kreuzte das Dorf in dem er lebt.
Phil schließt die Augen. Manchmal wünscht er sich einen Freund, mit dem er alles erkunden kann. Jemand, der mit ihm auf der Wiese sitzt und dem er seine Theorien über die Wege der Ameisen und Flugzeuge erzählen kann. Am besten jemand, der ein Teleskop besitzt. Dann könnte man auch in der Nacht hier raufkommen und in die Sterne schauen. Er kennt die Sternbilder nicht. Den kleinen und großen Wagen. Den Nordstern. Die findet er noch. Aber die anderen nicht. In seine Zimmer ist ein Buch, wo alle aufgezeichnet sind. Doch so sehr interessieren sie ihn nicht. Lieber sieht er sie nur an. Und träumt. Ob da draußen vielleicht ein anderer Junge steht und in die Sterne schaut. Oder auf einem Planet, der einen der Sterne umkreist. Vielleicht auch ein Mädchen.
Die Sonne berührt schon den Berggipfel. Phil geht langsam den Hügel hinunter, bleibt nur einmal stehen, als ein großer Vogel über einem nahen Feld kreist. Er freut sich auf’s Abendessen.