Jahresübergang

Ein Kind bekommen. Einen Computer gebaut. Ein Büro zum Arbeiten eingerichtet. Wieder begonnen zu studieren. Für das Schreiben regelmäßig bezahlt geworden. Eine Telefonanlage neu verkabelt und den Kopf blutig geschlagen. Zu wenig geschrieben.

Alles ändert sich. Immer. Nichts lässt sich rückgängig machen. Wir sind alle Zeitreisende, die zufälligerweise mit der gleichen Geschwindigkeit um einen Stern rotieren. Manches fühlt sich zu schnell an, anderes zu langsam. Nachts liegen wir wach und grübeln. Es war ein schönes Jahr. Ein wildes Jahr. Begonnen mit Sorgen um das kleine Wesen, geendet mit gemeinsamen Schnarchen, während Frau Wunderbar am Fenster stand und uns vom Feuerwerk erzählte. Die Erinnerung an früher verschwimmt. Wir ändern uns. Immer. Ich wache auf und lächle. Es fühlt sich gut an. Das Kind schmiegt sich zwischen uns, unsere Arme berühren sich. Später gehen wir laufen.

Pausendrang

Alles galoppiert. Ich bin noch. Versuche noch. Immer mehr. Und stolpere viel. Aufstehen und mit heißem Wasser die Nacht wegwaschen. Statt Schlaf gibt es momentan vor allem ausgiebiges hin- und herdrehen. Manchmal schreit das Kind. Öfter meckert es lediglich etwas und rollt selbst herum. Reicht jedoch aus, um wach zu bleiben und sich Gedanken zu machen. Für die Universität muss ich meine Satzkonstruktion rekonfigurieren. Sie müssen länger werden, nicht nur abgehackte Fragmente. Wenn man jahrelang jedes überflüssige Wort ausgemerzt hat und jeder zweite Satz sich im Vorfeld vom Prädikat verabschiedet hat, ist das Vorhaben eine gewisse Herausforderung. Zugleich möchte ich nicht unnötig lange Konstruktionen zusammenleimen, die am Ende mehr Verwirrung als Klarheit stiften. Manchmal Frühstück, manchmal Kind füttern. Da war das Übersprungsmonster schon wieder. Ein paar Unterlagen zusammensuchen und in den Rucksack packen. Zumindest drei Kleidungsstücke finden, die mich den Tag über begleiten sollen und anschließend wieder ins Badezimmer. Mit den harten Plastikfäden die weißen Steine im Mund bearbeiten. Vielleicht fehlen mir auch manchmal die Übergänge, die den Leser von einem Gedanken zum nächsten führen. Ein Kuss für die Frau und einer für das Kind. Den Hügel hinunter zur Haltestelle. Es ist kalt. Zwei kleine Bäche, die ich überquere. Ich warte darauf, dass ihre Ufer zufrieren. Wahrscheinlich vergeblich. Ich bin nicht mehr in Tirol. Im Bus den Text als Vorbereitung für die erste Veranstaltung lesen. Umsteigen, aussteigen, zum Seminarraum gehen. Eine kurze Suche nach dem Subjekt und wir kehren zum Tagesplan zurück. Anschließend Mittagspause. In der ich mich jetzt befinde. In der dieser Text entsteht. Gerade noch in der Mensa und die restliche Zeit im Aufenthaltsraum. Nach Möglichkeit ein paar Dinge erledigen und mich auf die zwei bis drei kommenden Seminare vorbereiten. Am Ende wieder zum Bus. Auf der Heimfahrt nutze ich die Zeit meist, um die Gedanken fliegen zu lassen. Ohne konkreten Ziel. Mal hierhin, mal dorthin. Gerne im Kreis. Gerne im Kreis. Gerne. Wenn mir Frau Wunderbar Essen in die Küche gestellt hat, muss ich dämlich grinsen. Wegen der Rollenbilder und der Freude. Vor dem ins Bett fallen noch das Kind tragen. Die Nähe gut tut.

Drei Tage pro Woche.

Textformant

Gute Texte brauchen Zeit. Wie Gemälde und andere Kunstwerke. Der schnelle Text kann gut sein, aber in den meisten Fällen hat er brüchige Stellen und fällt bei intensiver Nutzung auseinander. Texte müssen ruhen und abgeschmeckt werden. Geschluderte Texte sind näher. Manchmal.

Ich habe mir schon lange nicht mehr die Zeit genommen einen Text zu überarbeiten. Einmal nach dem schreiben durchlesen und die offensichtlichen Dinge ausbessern. Aber dann rauswerfen. Damit ich ihn nicht wieder in die Schublade lege und er für immer verborgen bleibt. Angst.

Manchmal würde ich gerne eine große Geschichte schreiben. Mehrere hundert Ideen, die ineinander greifen, statt dieser kurzen Ausschnitte, die ich rücksichtslos an die Luft setze. Mir fehlt die Geduld beim wachsen zuzusehen. Tag für Tag an das gleiche Epos denken und es aus dem Kopf ziehen. Bis sich auch andere daran erfreuen können. Ich habe es noch nie probiert. Der Beginn ist mir zu schwer. Die Kulisse wählen. Vielleicht sollte ich es wie andere Arbeiten angehen. Irgendwo starten und rundherum anstückeln. Bis es fertig ist. Aber eigentlich habe ich keine Zeit dafür. Bald brauche ich Geld. Geschichten können Geld bringen. Aber selten schnell. Lieber nebenbei. Sicherheit. Die Delle in der Wand wird tiefer.

Ein winziger Fehler lässt Leser stolpern. Selbst ein perfekter Text ist nicht für alle gut. Publikum ist eine Lüge. Der Text selbst steht nie alleine. Kontext der Zeit, der Autorin, der Sprache, der Plattform, aller anderen Texte und der Leser. Ich wünsche mir Freiheit und stelle mir darunter etwas anderes vor. Ich wünsche mir Erfolg und arbeite nicht daran. Ich wünsche mir und hadere dabei mit mir selbst.

Es ist nicht alles schlecht.

Entscheid

Es gibt keine richtigen Entscheidungen, weil wir die Alternativen nicht erleben. Außer in Videospielen und Gedanken, wo wir die gleiche Situation immer wieder mit unterschiedlichen Parametern ablaufen lassen können. Leider gilt das Ergebnis nur in diesen kontrollierten Ergebnissen und wir haben es noch nicht geschafft alle Faktoren der angeblichen Realität in unsere Berechnungen zu integrieren. Ich gehe davon aus, dass eine perfekte Berechnung lediglich dazu führen würde, dass ihr Ergebnis die Realität alleine dadurch beeinflusst, dass sie berechnet wurde und somit eine korrekte Berechnung nicht möglich ist, da das Ergebnis niemals in der Ausgangssituation beachtet werden kann.

Es gibt keine falschen Entscheidungen. Nur solche die wir im Nachhinein bereuen. Unklar. Wir sind mit dem Ablauf unzufrieden und bilden uns ein, dass wir ihn durch eine andere Entscheidung so beeinflussen hätten können, dass wir zufriedener wären. Möglich. Aber weder überprüf- noch machbar. Wie die beschleunigte Milch.

Starke Stimmungsschwankungen, weil sich Ideen nicht verwirklichen lassen und ich die Schuld bei mir finde. In meiner zur Berechnung idealisierten Welt. Würde ich es nicht machen, meine Handlungen als irrelevant abtun, könnte ich liegen bleiben. Die falsche Schlussfolgerung. Berechnen ohne Hormonausschüttung. Den attraktivsten Weg wählen und nur zurück schauen, um kurz zu überprüfen. Vor mir ist vieles offen, hinter mir sind auch die offenen Türen geschlossen.

Minutenstille

Wenn der Kopf die Gedanken auf ihrem Weg in die Finger abschneidet. Ich möchte schreien; heraus kommt ein leeres Schnaufen.

Ich versuche mich an andere Zeiten zu erinnern. Wie ich gefühlt, wie ich gelebt habe. Seit Wochen plagt mich eine gestresste Zufriedenheit. Für Frau und Kind da sein. Die Zeit genießen. Mein Leben ist schön. Aber mein Kopf hält es nicht aus. Unzufrieden. Tag für Tag stapeln sich die Ideen und unerledigte Aufgaben. Wenn ich mich hinsetze zerreißt das kleinste Geräusch meine Konzentration. Der Rasenmäher des Nachbarn. Der Staubsauger. Radio. Kinder unter uns. Der Lüfter des Computers. Gerüche fühlen sich falsch an, mein Körper schmerzt. Der Kopf hämmert. Ich will hier raus. Alles ist zu viel.

Zusammenreißen. Die Nächte sind zerstückelt. Normal. Für das Kind. Es ist nicht seine Absicht. Kleine Stressattacke. Durchatmen, aufstehen, etwas tragen. Es beruhigt sich schnell. Uns geht es wahrscheinlich besser als vielen anderen. Ich spüre wie es ihr zu schaffen macht. Weniger Schlaf als ich.

Auszucken. Meine Stimmung verbreitet Angst. Immer kurz vorm explodieren. Man hört wie der Druck pfeift, aber außer kurzen Zucken passiert nichts. Meine Schuld. Meine Schuld. Ich muss mich aufs Rad setzen. Fahren. Laufen. Bewegen. Dinge müssen erledigt werden. Jetzt. Viel zu spät. Ich schaffe es nicht. Meine Schuld. Meine Schuld. Sich selbst zu verurteilen ist viel einfacher als sich zu ändern. Doppelte Schuld. Wie kann man nur so dämlich machen.

Ein Lächeln. Von ihr oder ihr. Mein Kopf hält die Klappe, lässt mich Endorphine spüren. Stille.

Vergangenheit klebt an mir. Honig und Teer. Ich wünsche mir kräftig abgeschrubbt zu werden. Oder auch nicht. Die idealisierte Vorstellung des Neuanfangs.

Sproche

Die rote Hochzeit. Plötzlich frage ich mich, was er zuvor gemacht hat. Will wissen, wovon er lebte. Fünf Tage nach mir sein Geburtstag. Seit zwei Jahren sollte ich schon. Aber Vergleiche brauchen wir nicht. Jedes Wort in sich zersetzt, jeder Satz ohne Lösung. Weil nur so die Fassade aufrecht erhalten bleibt.

Waren es nicht die Wörter, die mich faszinierten? War es nicht das Teilen der Geschichten. Die Entstehung spielt keine Rolle. Etwas Wahrheit.

Mein Leben als Aneinanderreihung von Ereignissen. Dazwischen viel warten. Ich bin zufrieden. Aber voller Sehnsucht. Nach dem Großen und Unerreichbarem. Dafür kommt morgen unsere neue Küche. Ich vergas meine Medikamente zu nehmen und am Donnerstag erwartet man mich in der Klinik. Jeden Tag versenke ich mehrere Stunden in Bildern mit Textaufdruck. Die Schere im Kopf versucht neue Stränge abzuschneiden, weil sie Angst hat, dass wieder Mails von den Personen kommen, von denen man es nicht will, und keine von denen, über die man sich freuen würde. Wegen dieses Satzes. Niemand wusste.

Macht entsteht durch Erwartung. Fremdzuschreibung eines fiktiven Wertes. Erst wenn man Schmerz und Tod akzeptiert kann man sich befreien. Zumindest ein Stück. Zugleich verliert man alles.

Was bedeutet groß? Wohin deute ich?

Teilnahmeverweigerung. Ich möchte nicht mehr diskutieren und schließe mich dadurch aus. Das System nimmt es als Akzeptieren des Zustands hin und veranlässt keine Nachjustierung, da es den drohenden Zerfall nicht registrieren kann. Dann stehe ich auf und gehe.

Ich mag schöne Dinge. Ich brauche sie nicht. Ich mag mich nicht immer.

Kein Ziel. Vielleicht weil ich mich nicht entscheiden kann. Vielleicht weil ich faul bin. Vielleicht, weil ich es einfach nicht verstehe.

Und schon wieder Dinge gelesen, die mich nur aufregen. Nicht reagiert, weil ich mich dabei noch mehr aufrege. Und mich stattdessen aufgeregt, dass ich mich aufrege über das nicht aufregen. Es wäre auch viel zu einfach. Das sein. Da sein. Dasein. Unser aller. Ich möchte mich an den See setzen und schweigen. Möchte in fremde Welten flüchten und nicht traurig sein, dass eine Wand uns trennt. Das bin nicht ich. Das ist das Problem. Und wenn ich meine Gedanken nicht mehr in für andere verständliche Sätze verwandle, werde ich weiter abdriften bis meine Sprache mit der euren nur noch Zeichen teilt. Eine Übersetzungshilfe für all die Texte. Man könnte auch Kommentare schreiben. Und dann will ich mich nicht erklären. Und alles wird doof. Es gibt nichts zu verstehen. Außer alles.

Der Mann, der nicht ruhig sitzen kann. Ich sehe Parallelen und große Klüfte. Nicht mit dem zusammenkommen, was ist. Es irgendwann akzeptieren, sich selbst aufgeben und irgendwie weiter machen. Irgendwie. Macht mir Angst. Und zugleich Hoffnung. Trotzdem zufrieden. Meist. Glaube ich. Hoffe ich. Alle sind anders und das macht uns gleich. Manche sind gleicher und ich kann es nicht ab. Deshalb auch Sproche. Zusammengezogen.

Zur Unterhaltung. Zur Zerstreuung. Zum zerreißen.

Ständige Suche nach Absolution.

Texterlegung

“Überlege das Schreiben aufzugeben.”

Teresa: “noooooin!”
Miez: “Ahahahahahaha. (Dasgehtnicht)”
Zeitlos: “Nein. Punkt. ;-)”

Worte verweben. Geschichten tagelang in sich tragen, von einer Kopfhälfte in die andere schieben. Bis sie rund sind und man sie mit den Fingern auseinander ziehen kann. Mit neuen Formulierungen und kantigen Satzzeichen anhäufen. Den frischen Duft nie erleben, weil man sich schon daran gewöhnt hat. Nur die Augen der anderen. Ein kleines Glitzern. Manchmal eine Träne. Ohne Erwartungen.

Ich möchte mich wieder freigeben. Manchmal steht man im Schlamm. Dann bleibt der Pullover an Dornen hängen. Man hat sich in der Höhe des Berges verschätzt. Die Arme an den Körper gebunden. Durchatmen und ein paar Meter schweben. Wie ich alleine im Kindersitze. Frau und Tochter schon im Bett. Der Ausflug nach Westeros ist beendet. Das Haus fast im Grünen. Die Straße runter der Sportplatz. Auf dem Hügel die Windräder. Mächtige Riesen, innen langsam, außen schnell. Elektronen gehen auf Wanderschaft. Die Energieanzeige bei vierzig Prozent. Nächste Woche geht es nach Berlin. Alle Vorschläge abgelehnt, um dann persönlich einzuladen. Die Gesellschaft funktioniert auf Ineffizienz. Keine Zahnräder, die sauber aufeinander abgestimmt sind, sondern weiche Kugeln, die sich mit viel Schmiere aneinander reiben. Mache mit mehr Struktur andere mit weniger. Ein riesiger Sumpf und dem sich alles bewegt. Zu viel Flüssigkeit und jeder überschlägt sich selbst, zu wenig und wir überhitzen.

Zu viele Ebenen. Noch immer die Vorstellung des unvollendeten Hochhauses. Nachts. Blick auf die Stadt. Ist das echt?

Aufmerksamkeit. Mein Benzin. Anerkennung. Der Funke. Manchmal auch nur neugierig. Erfahren was passiert, wenn man auf die Knöpfe drückt. Und dann selbst einen Knopf bohren. Ein paar Kabel reinstecken, ihn hübsch anmalen und draufdrücken. Sich verkaufen müssen macht mir Angst. Auf dem Papier sind Zahnräder. Unrunde Zahnräder verhaken. Werden ausgetauscht. Für mehr Glibber.

Dankbar für die Dunkelheit. Für die Kälte. Für Menschen, die durch die Nacht irren. Nicht alleine sein. Linien und Punkte. Ideen wandern. Angekommen.

Leidensglück

Eigentlich kann das alles gar nicht sein. Ich sitze auf dem Sofa mit meiner Frau und unserem Kind. Etwas links über der Mitte Deutschlands. Vor mir ein großer Fernseher. Standboxen. Mein Lederklappstuhl, der mich seit Wien begleitet. Ein Stubenwagen. Auf dem Tisch unter einer Glaskuppel ein Kuchen. Durch das Fenster sieht man ein Vogelhäuschen. Wir haben einen Garten und fahren einen weißen Neuwagen.

Das Kind schreit.

Eigentlich sollte alles drüber und drunter gehen. Stattdessen fühlt es sich nach Stillstand an. Das Kind lässt sich jeden Tag etwas neues einfallen. Besonders das Lachen hat es mir angetan. Aber ich stecke fest. Der letzte txt ist zwei Monate her und kein Meisterwerk. Ich freue mich jeden Tag, aber es fehlt etwas. Die Bühnen? Die Trauer? Das Suchen? Das Schreien? Das Laufen? In meinen Kopf schweben die Momente der letzten Jahre. Immer weiter weg die Container, in denen ich die letzten Schuljahre verbracht habe. Die Europareise, die viel zu kurz war und der Aufbruch nach Wien. Studium, Veranstaltungen und viele neue Menschen. Vor Ort und weiter weg. Zwei Wohngemeinschaften. Der erste Sommer bei ihr. Immer wieder Abschiede. Endlich zusammenziehen. Der Abschluss, der noch drei Prüfungen und eine Arbeit gebraucht hätte. Viele Spaziergänge. Noch mehr Sex. Auf dem Balkon liegen und die Augen schließen. Ein gutes Ende für einen Film.

Das Kind schreit.

Frau Fragmente hat mir geschrieben, dass wir uns mehrere Leben vorstellen, aber nur eines leben können. Das sieht der Kopf möglicherweise nicht ein. Und ist unzufrieden. Jawl schickte mich nach Münster und ich kam mit einem weiteren Puzzlestück zurück. Placetogo tauschte mit mir Pokemon.

Das Kind wird durch die Wohnung getragen.

Schreiben besteht auch aus stundenlang den Bildschirm anstarren und Wörter im Kopf zusammenstecken um sie doch wieder voller Wut gegen die Wand zu werfen. Ständige Sorge um die Grammatik, während man sich jegliche Freiheit nimmt. Zugleich wissen, dass es nahezu unmöglich ist viel zu bewegen und zugleich, dass man etwas kleines bewegen muss, damit nicht alles stehen bleibt. Sicherheit macht es nicht besser. Aus den Kopfhörern keine Erlösung. Das Ziel ist unbekannt und ich weiß nicht auf welcher Reise ich mich befinde. Nicht so überzeugt wie ich sein sollte. Spannungsabfall. Anscheinend schreibe ich manchmal Dinge, die andere Menschen gut finden. Aber reicht das? Ich weiß nicht wo ich hin möchte.

Ich bin alleine.

Abends Tabletten, damit ich schlafen kann und mich am nächsten Tag nicht am Boden wälzen. Sie verhindern, dass mein Körper bei jeder Aufregung Blasen schlägt. Morgens Tabletten, damit ich nicht ganz einklappe. Sie machen mich aggressiv und meine Motivation schwankt stark. Spielt sich noch ein. Zumindest meint das meine Ärztin. Das erste graue Haar. Auf der linken Schläfe. Leicht abstehend, damit ich es nicht übersehe. Passender Zeitpunkt für Midlifecrisis. Aber kein Geld für dumme Abenteuer. Ich ignoriere das Leben.

Nie war ich so glücklich.
Und so unzufrieden mit mir selbst.

Eintext

Einfach schöne Worte.

Ich liege wach. Wie könnte es auch anders sein. Die letzten Abende habe ich zu der Zeit gelesen. Zwischen elf und zwölf. Manchmal früher, manchmal später. Nie auf Papier. Hintergrund auf schwarz, Helligkeit unter zehn Prozent. Manchmal sehe ich auf die Decke um zu sehen, ob ich zu hell bin. Fast unsichtbar. Ich finde es schade, dass nicht alles so funktioniert. Nicht einmal Belletristik sondern ein Sachbuch. Dafür ein gutes. Eines wo ich mich bei jedem Kapitel erfreue, wenn meine Welt nachjustiert wird.

Diese Woche könnte es soweit sein. Unser Kind. Kurz die Augen schließen und das Glück spüren. Neun Monate. Schnell sind sie vergangen und nun ziehen sich die letzten Tage. Bewegen fällt ihr immer schwerer. Dafür turnt das Baby fleißig und stößt in die Rippen. Meine Hand liegt jeden Tag einige Stunden auf dem Bauch. Ich spreche mit beiden und wir haben alles vorbereitet. Das Kinderzimmer und die Tasche für das Krankenhaus. Für mich ein paar Tabletten und Shirts zum wechseln. Es wird sich vieles ändern. Ich bin gespannt. Die Gedanken bei den ersten Stunden. Viel weiter reicht die Vorstellung nicht. Alles andere fühlt sich unwirklich an.

Die Buchstaben sind auf weißem Hintergrund, die Decke Disco. Sie dreht sich um, legt einen Arm um mich. Ich bin angekommen.

Wochentag

Manchmal verstecke ich mich hinter Metaphern und Kryptomanie. Es schützt und hilft. Mehr würde es vielleicht, wenn ich damit hinausbrechen würde. Doch das kann ich nicht. Auch nicht, wenn die Blätter später in Flammen aufgehen. Jedes Wort, das den Weg in die Freiheit findet, kann sich verselbständigen.

Wir sind nun seit zehn Tagen. Es war ein Montag. Der Anfang der Woche. Wir sind seit zehn Tagen verheiratet. Ein überraschend trockene Entscheidung und zugleich vor allem deswegen voller Zuneigung und Liebe. Dieses Wir soll bleiben. Weitere fünf Jahre schienen uns als angemessen.

Ich bin glücklich.

Sie erdet mich. Sie fängt mich. Sie.

Heute sitze ich das erste Mal seit Monaten alleine zuhause. Sie ist bei einer Weihnachtsfeier. Erst wollte ich spielen. Dann war ich abgelenkt. Jetzt habe ich mich an den Blog erinnert. Diese Zusammenstellung von Code, die auf einem Server läuft und täglich den Menschen erzählt, was ich vor Monaten und Jahren gedacht habe. Wunderbares Ding. Da könnte ich wieder einmal vorbei schauen. Ein paar neue Gedanken da lassen. Das nächste Jahr wird anders. Schon wieder. Und noch mehr. Das ist gut. Das ist großartig.

Es ist nicht der txt, den ich erwartet habe. Aber ich mag euch.