Kommunikationszwang

Ich habe mir eingebildet, ich müsse mehr unter Menschen. Müsse neue Kontakte aufbauen und alle sollen mich mögen. Doch ich mag sie nicht. Die Menschen. Ich stand im Raum, um mich herum wuselte es und ich wusste nicht viel mit mir anzufangen. Von einer Seite drückt die Musik, von der anderen das Gebrabbel. Ein paar Worte hin und hergeschoben, nicht klüger als zuvor. Ich nehme noch einen Schluck. Das gleiche läuft neben mir erneut ab. Noch ein Schluck. Ich fühle mich weder einsam noch unfähig mit anderen zu sprechen. Ich möchte es lediglich nicht.

Erinnerung an nächtliche Treffen, Abendstunden, Frühstück. Am Nachmittag saß ich im Park. Es war irgendwie eingefädelt, weshalb mir etwas Offenheit fehlte. Doch war es so viel angenehmer. Ich besuche die meisten Veranstaltungen, weil ich mich nicht traue, die Menschen anzuschreiben und schon gar nicht sie zu einem Treffen einzuladen. Dabei freut es sie meist so sehr wie mich. Manchmal kann man auch einfach nur dasitzen und schweigen.

Erst wenn ich das Komplizierte spüre besinne ich mich wieder auf das Einfache.

Ich habe es gut. Sehr gut. Und tolle Menschen. Viele die ich nur selten oder nie berührt habe und die mir doch viel geben. Die umgerichteten Worte und der Austausch.

Momente in denen man erkennt, was man tolles hat.

Gefühlsignoration

Gedanken sind Gedanken und Gefühle Gefühle. Nicht über unterschiedliche Arten des Bewusstsein schreiben, sondern über akzeptieren.

Momente in denen alles zusammenbricht. Die Auslöser sind oft klein. Nicht immer auffindbar. Das Gefühl der Hilflosigkeit, des Versagens. Angst. Die Gedanken kreisen um alles, das falsch läuft. Es fällt schwer aufzustehen. Fällt schwer irgendwas zu tun. Zu viel denken. Gedanken die erdrücken. Eine Schleife. Ein Strudel. Hände, die versuchen einen rauszuziehen, schaffen es selten. Stabilisieren ja, aber ändern muss man selbst.

Mir hat ein Text geholfen. Nach über Monate wiederkehrende Zweifel. Einfach so. Nicht ganz. Erst fallen lassen und dann statt zu zerschellen schweben.

Die Gefühle bleiben, aber man muss sich nicht mit ihnen beschäftigen. Ich habe etwas ähnliches mit körperlichen Schmerzen vor mehreren Jahren begonnen. Eine Rückmeldung des Körpers. Manchmal muss man darauf reagieren, aber nicht immer. Angefangen hat es mir Kälte. Lieber Körper, ich habe jetzt nichts da, entspann dich. Die Impulse kannst du gerne an das Gehirn leiten, damit ich weiß, was los ist. Aber ich nehme mir auch die Freiheit, mich nicht länger mit ihnen zu beschäftigen. Je größer der Schmerz, desto schwieriger ist er zu kontrollieren. Bis zu dem Punkt, wo er überschwappt und das System von selbst in den abgesicherten Modus schaltet. Damit man noch ein paar Minuten funktionsfähig ist, um sich in Sicherheit zu bringen.

Mir geht es nicht darum, nicht mehr zu fühlen. Ich liebe meine Gefühle auf allen Ebenen. Die angenehmen und unangenehmen. Auch mal leiden. Doch wenn man sich im Kreis dreht hat es nicht mehr viel mit fühlen zu tun. Die Unfähigkeit schönes zu sehen.

Der Großteil passiert unbewusst und man wird es nie kontrollieren können. Aber man muss sich davon nicht kontrollieren lassen. Eine Außensicht einnehmen.

Ich habe nie komplett versagt. Ich bin nie zu tief gestürzt. Ich habe mich nach jedem zerbrechen wieder geflickt. Es gibt viele schöne Dinge, auf die ich zurückblicken kann. Wunderschöne Momente und persönliche Erfolge. Auch das scheine ich manchmal zu vergessen.

Aufatmen. Als lösten sich Stricke, die einen festhielten. Man kann es nicht erklären, nur umschreiben. Die Sorgen sitzen nicht mehr im Genick, sondern neben einem. Mit ihnen beschäftigen ohne erdrückt zu werden.

Es sind nur die ersten Stunden und ich weiß nicht wie lange es bleibt. Aber es fühlt sich toll an.

Schon wieder?

Er sieht mich ungläubig an. Alles in mir verkrampft sich, jedes Mal glaube ich, dass es jetzt besser wird und dann falle ich in alte Muster zurück. Schauer laufen über meinen Rücken, ich zweifle daran, jemals das zu machen, was ich verspreche. Anderen und mir selbst. Mein Umfeld ist verständnisvoll, gibt mir immer wieder Zeit, baut mich auf und versucht es mit kleinen Schubsern. Ich fühle mich allen gegenüber schuldig. Selbst jenen, die gar nichts damit zu tun haben, nur weil sie nicht die Probleme haben, die ich habe. Es ist mir nicht möglich sie zu benennen. Ich suche unterschiedliche Gründe, halte sie kurz fest und zeige sie herum. Manche nicken, ich glaube so funktioniert es. Dann Stille.

Ich weiß, dass sich nicht alles durch einen kleinen Schalter ändern lässt. Ich muss kontinuierlich daran arbeiten und irgendwann wird es mir wieder leicht fallen. Im Moment laufe ich in eine andere Richtung. Ich halte mich an kleinen Fetzen fest, flüchte in die Vergangenheit, genieße die Gegenwart von Menschen. Manchen geht es ähnlich. Man lässt es sich nicht gerne anmerken. Spielt damit. Es fühlt sich ok an. Doch dann bin ich wieder alleine, ein Gedanke nach dem anderen explodiert in meinem Kopf. Kein funkelndes Feuerwerk, sondern brennender Schmerz und schwarzer Rauch, der die Sicht versperrt. Die Ohren pfeifen. Ich fühle mich von einem Moment auf den nächsten verloren.

Schweißausbrüche. Da draußen sind Menschen, die dich mögen. Einfach so. Ich lächle. Leider hilft mir das in dem Moment nicht weiter. Die Menschen sind da draußen und können auf einen Hilfeschrei nur mit guten Worten helfen. Die tun gut. Aber ändern muss man sich selbst. Es wird nicht leichter. Meist wird es schwerer. Oder es wird gar nicht. Ob es wirklich das richtige ist. Ich weiß es nicht. Weiß gar nichts. Knalle gegen die Wand und falle um. Der Wunsch ins Bett zu kriechen und warten bis es vorbei ist. Es geht nicht vorbei. Darum muss ich mich schon selbst kümmern. Es gibt nichts zu kümmern. Nur zu tun. Reiß dich endlich zusammen. Dann stehe ich wieder. Bereit. Doch die Füße bewegen sich nicht. Zetter, schreien, reißen. Erst ist alles klebrig, dann wird es rutschig und dann fällt man wieder. Alles ist relativ.

Erst in einem Monat der nächste Termin. Mir ist kalt. So lange ich mich unter Informationen begrabe rutsche ich nicht weiter. Vielleicht bräuchte ich genau das. Weiterrutschen. Einmal richtig fallen und nicht immer nur ein bisschen runter, ein bisschen rauf, ausruhen, weiter. Auch davor habe ich Angst. Diese ganzen vielleicht, wahrscheinlich, relativ und gar nicht sicher. Es knabbert an mir. Gerade wieder mehr.

Tut mir Leid.

kleine worte

Die Gedanken schleichen nachts durch meinen Kopf. Doch statt den Laptop zu öffnen, kuschel ich mich näher an sie und genieße die Nacht.

Jeder Tag birgt kleine Überraschungen. Viele nehme ich nicht wahr. Eingeschlossenen in meinen selbstgeschaffenen Konstrukten. Der Versuch das Leben abzustellen, um sich auf eine Sache zu konzentrieren. Dummheit. Die Vielfalt gibt mir erst die Ideen, die ich brauche. Die Wörter die über den Bildschirm gleiten gründen neue Wege die ich später beschreiten kann. Sich nicht einschließen, sondern frei fliegen lassen. Sich über die Beschleunigung freuen, und auch das langsame schweben. Wie Honig, der vom Löffel tropft.

Mich an sie kuscheln. Ich bin unterwegs. Eine Woche ohne Berührungen. Meine Welt ist kälter. Das hilft beim schreiben, aber nicht beim leben. Fühlen dass etwas fehlt und sich beim Gedanken lächeln, dass es nur ein paar Tage sind.

Bilderzeugen

Die Sonne scheint sanft ins Gesicht, in meiner Hand eine Flasche Club-Mate. Ein Geschenk von Freunden. eine ganze Kiste. Inklusive Cola und Winteredition. Die Augen geschlossen, der Fuß wippt. M ist in der Arbeit. Ich auch. Jedenfalls steht mein Laptop hinter mir auf einer gewagten Tisch-Tisch Kombination, weil ich momentan gerne stehe beim arbeiten. Vor mir der großzügige Balkon. Ich sollte mehr Bücher lesen. Der Wortvorrat ist knapp. Neben dem deutschen wird momentan der englische aufgefüllt. B steht vermutlich gerade in New York auf. Ich wüsste gerne, wie es ihm gerade geht. Muss ihn bei nächster Gelegenheit fragen. Alles hinter sich lassen und wieder loslegen. Diesmal bin ich dabei und habe das Gefühl es wird etwas großes. Vielleicht zu groß für mich. Aber ich möchte wachsen. Ich wollte nicht mehr Stück für Stück weitergehen, sondern laufen, stürzen, aufstehen und weiterlaufen. Die letzten Monate versucht die Strecke zu sehen bis ich langsam realisierte, dass es keine gibt. Ich wähle wo es hingeht. Jeder Schritt eine Gefahr, jeder Schritt ein Erlebnis. Es fühlt sich ziemlich großartig an.

Ich bin dankbar, dass M und meine Eltern mich unterstützten. Ohne wäre es schwerer. Es wäre auch mehr Druck da und ich würde nicht so oft zögern, aber beim stürzen gehalten zu werden gibt Mut. Da kann man auch etwas mehr riskieren. Wie lassen es uns gut gehen. Ein bisschen verwöhnt. Sommer ist Rückblick. Juli. Zumindest schwebt das im Kopf rum. Bis Juli müssen wir abheben. Es scheint greifbar. Die Menschen mit denen ich spreche, sind begeistert. Die Idee stimmt, die Umsetzung sieht gut aus. Ob alles so funktionieren wird, weiß niemand. Falls nicht ist entscheidend wie schnell wir uns anpassen können.

Der Schnee schmilzt schon wieder. Nur noch selten kommen Vögel und picken ein paar Kerne auf. Der Boden ist Chaos. Lauter Hülsen und unbeliebte Samen.

Ich werde Zauberer.

Worte der anderen

Guten Tag, ich bin eine Nöle. Guten Tag, diesen Satz hat meine Freundin geschrieben, weil ich mal wieder unfähig bin einen Text zu verfassen. Worte rasen durch meinen Kopf. Ziehen die Gedanken mit. Sich. Aber es landet nicht auf der Tastatur. Schade. Ich schaue unsere Katze an. Ich schnaufe. Ich lösche. Ich fluche. Ich schnaufe. Ich schaue kurz zu meiner Freundin rüber, die komische Videos schaut. Verzweifle innerlich, aber dennoch müssen die Worte raus aus mir. Hm. Jetzt darfst du weiter schreiben.

Das Tempo der anderen

Oft wurde mir gesagt, ich solle mein Tempo finden. Nicht darauf achten, wie schnell die anderen sind, sondern für mich laufen. So würde ich das meiste aus mir rausholen, nicht zu schnell schlapp machen, weil ich mit den zu schnellen laufen und mich nicht zu sehr schonen, weil ich mit den langsameren laufe. In einer Trainingssituation ist das wahrscheinlich gar nicht so doof. Nur hält das Leben nur wenige Trainingscamps für uns bereit. Stattdessen verzeiht es Fehler. Wenn wir sie uns verzeihen. Seit ein paar Wochen laufe ich mit meiner Freundin so regelmäßig, wie ich es alleine nie geschafft habe. Sich aufraffen und rauszugehen ist der entscheidende Punkt. Sich gegenseitig pushen, weil man weiß, dass der andere es eigentlich will, funktioniert ziemlich gut. Und wenn man dann draußen ist, könnte jeder in seinem Tempo laufen. Haben wir zu Beginn probiert. Mal wartet der eine, dann der andere, dann läuft man ganz alleine. Zerreißt den Moment. Zerreißt die Menschen. Der Unterschied für den Körper, ob man zehn Minuten schneller oder langsamer gelaufen ist, verliert sich am Horizont. Zumindest, wenn man nicht für einen Wettkampf trainiert. Wenn man nicht für sich alleine kämpft. Ich bin nicht besonders gut mit anderen Menschen. Bevorzuge es alleine zu sein und meine Dinge zu erledigen. Dabei verliere ich. Jetzt laufen wir gemeinsam. Man zügelt sich etwas, nimmt Rücksicht auf den anderen, spornt ihn an, gibt sich mehr Mühe, ist stolz auf das gemeinsame Tun. Ich werde kein Rennen gewinnen, doch das war nie das Ziel. Ich wollte meinen Körper nicht verkümmern lassen. Kreislauf etwas in Schwung bringen. Spaß an der frischen Luft haben. Alleine hätte ich es nie so lange durchgehalten, alleine würde es mir auch nicht so viel Spaß machen. Alleine wäre es lediglich ein kämpfen gegen mich selbst.

Es ist einfach sich zu messen, gegen andere zu messen, an sich selbst. Immer besser werden. Bis in die Unendlichkeit. Doch was bringt es zu wissen, dass man der beste ist? Ich möchte mehr gemeinsame Momente. Ich möchte mehr Freude teilen. Ich möchte gemeinsam für eine bessere Welt kämpfen. Und wenn ich dafür manchmal einen Schritt zurück gehen muss, ist das gut. Am Ende kommen wir weiter.

Neujahrsgeplänkel

Ein kleiner Weltuntergang. Ich habe Geld überwiesen. Noch einer. Wir sitzen auf dem Sofa und machen wilde Dinge.

Warum sollten immer warten? Ich habe es verlernt. Habe gar nichts verlernt. Das und noch viel mehr. Alles nur geklaut. Fetzen. Fetzen. Regelmäßig die Luft zerschneiden und sich dann fallen lassen, mit dem Glauben, dass es unten auch nicht härter ist. Leitern. Wenn man den Nagel nicht in die Wand bekommt, ist es nicht die Schuld des Hammers, der Wand oder des Nagels. Zumindest nicht zwingend. Wenn man das Glas nicht aufbringt. Das Glas.

Seit ein paar Tagen habe ich Nackenschmerzen. Keine sanfte Verspannung oder ein gewisser Zug, sondern ziehstechender Schmerz, der abwechselnd den Arm hinunterkrabbelt bis zum Handgelenk oder hochklettert und bei der Schläfe raussieht. Dann steigert sich die Intensität nochmals. Schlafen ist damit suboptimal. Heißes Bad hilft. Aber leider nur kurzfristig. Vor allem während ich in der Wanne liege. Schlammpackung war auch gut. Die Wärme. Gestern Nacht kam dann noch Übelkeit hinzu und ich habe das einzige auffindbare Schmerzmittel genommen, das ich finden konnte. Lange nicht mehr so gut geschlafen. Sobald es gewirkt hat, war ich ausgeknipst und bin erst wieder unter warmen Sonnenstrahlen aufgewacht. Das Warm stimmt nicht ganz. Aber unter der Decke war es warm. Heute etwas geärgert, dass ich Medikamente meide, soweit es geht. Sonst hätte ich viel mehr von diesen entspannenden Nächten. Irgendwann mit einem Arzt darüber sprechen. Ob es Sinn macht mehr zu nehmen, damit ich mich öfter so gut fühle. Körperlich.

Die Sonne scheint zwischen tiefen Gewitterwolken. Vor allem aber Wind. Durch all die Ritzen in unsere sonst so wohnbares Zuhause unterm Dach. Süßer Duft aus der Küche. Quarkbrötchen. Ein Koster für mich. Ich schmelze. Angeblich hätten sie nicht so fluffig werden sollen. Ich lasse mich reinfallen.

Mir fehlt das größere Bild. Oder das Vertrauen keines zu brauchen. Weiterschleichen funktioniert. Ich bekomme schon wieder Lust am hüpfen. Alles auf den Kopf stellen. Die Visionen kommen vor allem Nachts. Während früher Superkräfte für sich selbst großartig waren, versuche ich nun alles für bestimmte Dinge einzusetzen und komme dann ans grübeln, warum ich die Dinge nicht so mache. Die Superkräfte sind Abkürzungen, aber nicht unbedingt nötig. Und meist bin ich zu schnell am Ziel, sodass ich für die restliche Nacht neue Abenteuer brauche, die ich aber nicht finde, weil ich am grübeln bin. Schlaf. Schlaf. Schlaf. Sich selbst unter Kontrolle haben. Regelmäßigkeit. Routine. Essen. Das funktioniert. Das Essen. Großartige Dinge. Ich mag Brokkoli. Mochte ich nie. Nun ist er lecker und ich picke ihn aus dem Auflauf heraus als wären es Marzipanpralinen. Die werden mir immer unwichtiger. Erwachsen ist das nicht. Nur veränderte Präferenzen. Die gibt es auch sonst. Mal wieder an den Masken arbeiten. Ein paar aussortieren. Die eine oder neue anfertigen. Für neue Abenteuer. Ganz ohne Superkräfte.

Der Ort zum zurückziehen. Das Vergnügen nichts zu sagen. Wieder zuhören. Und Dinge machen, die sonst niemand macht. Wir sind noch immer vorne und werden es auch bleiben. Es ist unsere Welt. Es ist unsere Zeit. Es ist.

Mahlzeit.

Ausfahrt

Der Motor heult auf. Minus vier Grad leuchtet mir die Anzeige. Ich lasse die Kupplung kommen und gleite auf die Autobahn.

Nicht mehr ausgehalten. All die Leute, die Diskussionen, die Dummheit. Keine Lust mehr sich jedes Argument anzuhören, jedem angelaufenen Spinner zu erklären, warum man, was wie macht, was wie meint und dabei ruhig bleiben. Nicht auszucken. Ich habe immer versucht es allen zurecht zu machen, meine Mutter hat mir schon immer gesagt, dass das nicht geht und dass ich es erst gar nicht versuchen soll. Ich bin harmoniebedürftig, verdammt noch mal. Natürlich habe ich es versucht und es lange ausgehalten, immer wieder Ausgleich gefunden. Irgendwo. Irgendwie. Doch jetzt ist es vorbei. Ich will nicht mehr. Keine Ahnung, ob es für immer ist oder nur ein Ausbruch, der wieder vorüber geht.

Städtenamen auf blauen Schildern. Ich sehe Buchtstaben, lese nicht. Füge nicht zusammen. Kein Schnee, nur Kälte. Dunkelheit. Väterchen Frost zieht über Europa und ich hinterher. Warte auf mich. Ich bin jetzt auch kalt. Ich kann auch so sein wie du. Nimm mich mit.

Dreiundzwanzig. Er nimmt seine Tasse, hält sie mit beiden Händen und sieht mich an. Er mustert mich. Ich lasse es über mich ergehen, warte auf seine Reaktion. »Du musst schlafen.« Ich lass meine Augen über den Tisch rollen, um bei seiner Uhr hängen zu bleiben. »Ich besitze keine Uhr.« Ein Fernsehspot rauscht vorbei. «Wenn du Geld brauchst, lass es mich wissen.» Zwei Falten streiten sich um meine Stirn. «Nicht jetzt.» Er nimmt einen Schluck, ich sehe mein Glas mit Wasser an. Stille. In meinem Kopf laufen Szenen ab. Messer tanzen, Feuer verschluckt den Tisch, ich schreie. Jemand fragt uns, ob wir noch etwas möchten. Man würde bald schließen. Keine Reaktion. «Danke.» Er steht auf. Ich drehe mich nicht um, als er durch die Tür geht.

Die Wiesen sind in weißen Frost gehüllt. Ich fahre auf Anschlag. Die frühen Morgenstunden. Keine Musik, nur das Rauschen des Windes, das Heulen des Motors.

Ich zittere.