Verhängt

Die neuen Nachbarn haben sich Vorhänge gekauft. Dichte, dunkelblaue Vorhänge, wie ich sie auch habe. Früher saß ich manchmal im dunklen Zimmer und schaute aus dem Fenster. Man lernt die Fenster kennen. Die in denen jeden Abend der Fernseher blau flackert und die, die niemals Licht anmachen. Als Ausgleich lasse ich meine Vorhänge auch meist offen. Nur ein Mensch.

Würde ich die Menschen kennen, die hinter den Fenstern sich hin und her bewegen, hätte ich einen größeren Konflikt mit mir selbst. So sind es nur Stereobilder, die ich hin und wieder neu einfärbe. Da war der Metaller, der eine große schwarze Flagge in seinem Zimmer hängen hatte. Den hat man fast nie gesehen. Bis er eine Freundin gefunden hat. Oder sie hat ihn gefunden. Die ist dann todesmutig auf dem Fensterbrett gesessen und hat geraucht. Ich habe überlegt, was gefährlicher ist. Das Rauchen oder auf dem Fensterbrett sitzen. Und ob sie nur dort sitzt, weil sie rauchen will oder ob es ihr auch ohne Zigarette gefallen würde. Ich bin früher öfters auf dem Geländer meines Balkones gelegen und habe Musik gehört. Ohne zu rauchen.

Von den übrigen Fenstern weiß ich nur wenig. Die meisten sind in einem Winkel, dass ich nur die Decke sehe oder sie sind durchgehend mit Gardinen behängt. Nur direkt gegenüber gibt es noch ein Lokal, in das man gut schauen kann. Nur verhalten sich die Menschen dort so, wie man sich in der Öffentlichkeit verhält.

Kopfweh habe ich auch. Und schlecht ist mir.

Ich würde gerne laufen gehen.

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