Kennen Sie den Witz vom Schnee, der nicht mehr kommen wollte, weil er immer schmutzig wurde? Gut, ich nämlich auch nicht.
Ich sitze auf dem Sofa, durch das Fenster schaue ich in die graue Stadt. Sie erscheint mir fremd und doch ganz nah. Tag für Tag bin ich in ihr, mit ihr. Seit zwei Jahren. Im Winter ist sie kälter, als das verschneite Tal, aus dem ich komme. Dort konnte ich mit den Ski bis in den eigenen Garten fahren. Hier kann ich höchstens aus der Straßenbahn in einen kleinen Matschhügel springen. Doch ich will mich nicht darüber beschweren. Ich habe tolle Menschen kennen gelernt, Dinge gemacht, die ich früher nicht tun hätte können. Die Stadt ist nicht schlecht. Aber grau. Und kalt. Jedenfalls im Winter. Selbst der Apfel-Zimt-Tee schmeckt nur halb so gut, als wenn man aus den Fenster blicken kann und die Vögel sieht, wie sie sich das Futter aus dem selbstgebauten Häuschen holen. Früher hatte ich eine Werkstatt im Keller. Hier stehen dort nur die Mülltonnen. Was ich damit sagen will? Im Winter vermisse ich das Land. Die schneebedeckten Wiesen, die Hügel und die Berge. Ausgedehnte Spaziergänge, und lange Abende vor dem Kamin.
Im Leben muss man immer wieder Entscheidungen treffen. Ich bin besser geworden, kann in vielen Situationen ohne langes Überlegen eine Richtung wählen, weil ich gelernt habe, dass man oft weiter kommt, wenn man ein kleines Stück in die falsche Richtung geht, statt stundenlang vor einer Gabelung zu stehen. Doch die großen Entscheidungen machen mir Probleme. Entscheidungen, die angeblich über das restliche Leben entscheiden. Wohin man zieht, was man lernt, mit wem man sich trifft und mit wem nicht. Wofür man seine Zeit einsetzt und wofür sein Geld. Ob man mehr auf sich selbst schaut oder auf andere. Ich habe viele Fehler gemacht. Nicht aus allen etwas gelernt. Weiter gekommen, als ich mir je erhofft habe und plötzlich noch viel größere Pläne. Ich kann mich entscheiden wohin ich gehe und doch schaffe ich es nicht mich festzulegen. Das ständige trippeln auf der Stelle.
Der Winter ist etwas hektischer. Nur wenige Leute halten sich gerne länger im Freien auf, ihnen ist kalt und sie sehnen sich nach dem warmen Zuhause. Geborgenheit. Ich mag die Kälte. Stehe manchmal nachts am offenen Fenster, lass die Luft über meine nackten Arme streichen. Die Härchen stellen sich auf, versuchen mich zu schützen, doch können es nicht. Die Haut spannt sich an, ein sanftes Zerren. Ich lächle. Blicke hinaus und frage mich zu welcher Uhrzeit man die wenigsten Menschen trifft. Irgendwo zwischen drei und fünf. Und Sonntags in der Früh.
Ich weiß bereits besser was ich will, als viele andere. Meint er. Ob ich mich mit denen vergleichen kann, will, frage ich. Er sieht mich an und wartet darauf, dass ich mir selbst antworte. Ich kann es nicht.
Ein Erfolg nach dem nächsten. Dabei mache ich nichts anders. Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich mache. Ich habe meine Freizeit auf ein Minimum reduziert ohne es zu merken. Der Freundeskreis beschränkt sich auf früher, Arbeit und Uni. Geld mag ich weniger, dafür glaube ich stärker an eine gute Welt. Und die Unfähigkeit vieler Menschen. Die Gedanken, was die anderen machen, werden weniger. Keine Zeit mehr sich damit auseinanderzusetzen. Oder ich sehe den Sinn nicht mehr. Viel besser noch etwas zu schreiben, das einem nicht gefällt und es dann doch zu veröffentlichen, weil man es so geplant hat. Und die anderen es immer anders sehen.
Ein Text pro Tag. Bis Weihnachten. Euer Adventskalender gefüllt mit Worten. Manchmal schöner, manchmal nicht. Ich freue mich auf die nächsten Tage. Das feste Vorhaben und der Unglaube an den Erfolg.
Ich bin gespannt.
Du hast es einmal mehr geschafft ein lächeln auf meine lippen zu zaubern. Du schreibst fesselnd und stellst auch für mich relevante fragen. Du versüßt meinen schultag und lässt mich mit der vorfreude auf morgen zu meinem lateintext zurückkehren. Danke
Ich bin gespannt und ich freue mich. Nun habe ich ,zumindest so halbwegs, einen Adventskalender. Ich teile ihn gern.Ja. Das ist kein Problem- jetzt habe ich etwas, auf das ich mich jeden Abend freuen kann und so vergeht die Zeit viel, viel schneller. Oh. Eigentlich sollte sie ja langsam und besinnlich sein und vergehen, naja das ist wohl ein anderes Thema.