Leere Augen

„Wir sollten schon längst weg sein.“

Er liegt am Sofa, den Kopf über die Lehne herunterhängend. Das Haus gehört irgendeinem Kunden, wir sollten ein paar Dokumente holen. Es ist klassisch eingerichtet. Viel Ahorn, etwas Mahagoni. Ich kenne mich mit Holz nicht besonders aus. Dunkel, poliert. An den Wänden Malerei aus dem siebzehnten Jahrhundert. Oder später. Ein Luster, der das Licht in tausend Stücke zerbricht. Die Fenster sind von schweren, roten Vorhängen verdeckt. Ich setze mich wieder an den Tisch. Fotos einer Frau liegen darauf ausgebreitet. Nichts unanständiges, dennoch hat es eine komische Wirkung auf mich. Möchte sie ständig neu anordnen. Ich unterdrücke die Bewegung meiner Hand. Ein kurzes Zucken bevor sie wieder hinuntersinkt. Die kalten Metallstifte berührt, mit denen das Leder am Stuhl befestigt ist. Langsam hebt er den Kopf, sieht mich an. Ein trauriges Lächeln. Seine Leben in einem einzigen Gesichtsausdruck zusammengefasst. Ich kann nicht wegsehen. In mir zieht sich alles zusammen. Langsam. Es schnürt den Magen ab, die Lunge, dann die Luftröhre und zuletzt die Ohren. Die Geräusche sind nur noch ein fernes Brummen. Tinnitus.

Ich habe aufgehört es zu versuchen. Menschen retten.

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