Alles nur Fiktion

Nur ein paar Worte für die Nacht.

Haut die sich zäh von meinen Schulter schält. Der letzte Sonnenbrand ist Jahre her und die Wanderung hat mir auch nur eine etwas stärkere Rötung gebracht. Es ist nicht der Schmerz, der mir Sorgen macht, sondern die Gedanken an die Zukunft. Die angeblich heraneilenden Falten. Probleme mit diesem dünnem Organ, das so wichtig für die anderen ist. Sollte ich, nur mit wenigen Hintergedanken, je in das Alter meines Großvaters kommen, möchte ich nicht jung aussehen. Ich will spüren, wie die Zeit an mir zehrt und mich dem Ende näher bringt. Meine Enkel streichen über das schlaffe Gebilde. Fasziniert und angeekelt zugleich. Ich sitze da und lächle. Manchmal zwinkere ich ihnen zu und erinnere mich zurück, wie ich in ihrem Alter war. Sollte ich je. In dieses Alter kommen. Doch die nächsten zehn, vielleicht zwanzig Jahre will ich mich nur langsam wandeln. Noch etwas an Muskelmasse zulegen und dann einfach bleiben. Ein bis zweimal die Woche Sport betreiben. Gesund essen. Die eine oder andere Creme als Unterstützung.

Manchmal habe ich das Gefühl zu langsam zu sein. Dabei fehlt mir nur die Kraft mich gegen bestimmte Dinge zu entscheiden.

Es ist kein Hinterherlaufen vertanener Möglichkeiten, sondern das weglaufen vor Entscheidungen. Und wenn es geht lege ich noch etwas drauf. Meine Zeit verbringe ich zu einem großen Teil damit, dass ich von einer Tür zur nächsten laufe, damit sie nicht zufallen. Immer wieder ein Stück aufziehen, doch bevor ich durchgehe, muss ich zur nächsten und diese wieder weiter aufziehen. Dass ich dadurch nicht aus meinem Zimmer komme, fällt mir hin und wieder auf, aber dann sehe ich kurz aus dem Fenster und stelle fest, dass mein Zimmer auf Rädern steht und mein ständiges herumspringen auch das Zimmer in Bewegung hält.

Alles wiederholt sich.

Und rundherum drehen sich alle. Ich setze mich an den Rand. Schaue zu, wie sie sich grüßen, verabschieden, ignorieren. Tanzen, stolpern, stürzen. Warten. Lesen. Ich sitze da. In meinem Kopf bilden sich Sätze. Was ich sagen könnte. Doch bevor ich es schaffe den Mund zu öffnen, mithilfe von Zunge und Lippen die benötigten Wörter zu bilden, hat schon jemand anders das Wort ergriffen. Oder ich erinnere mich an eine andere Zeit. An ähnliche Situationen. Als ich gesprochen habe und bis heute lieber still gewesen wäre. Zurückhaltender. Nicht Dinge interpretieren, die nicht sind. Und so nicht können.

Doch wo wäre ich, wenn ich immer aus eigenen und fremden Erfahrungen gehandelt hätte?

Immer wenn ich mich von Emotionen leiten lasse, begründe ich sie rational. Ob für mich oder für die anderen habe ich bis heute nicht herausgefunden. Wenn ich dir helfe, fühle ich mich besser, hilfst du mir ein anderes Mal. Umgehung der Moral. Ausreden. Früher habe ich es genossen Worte zu verdrehen. Habe mir Feinde gemacht, um zu sehen wie schnell ich sie auf meine Seite bringen kann. Gespielt mit der ganzen Welt. Und ich mache es noch heute. Kann mir manchmal selbst nicht vertrauen und falle deshalb in tiefe Löcher. Nur das Jetzt. Keine Vergangenheit kann die Zukunft voraussagen. Die Handlung in diesem Moment zählt. Wenn man genug Kraft hat, kann man sich immer wieder neu entscheiden. In jeder Situation. Das Außenbild versucht man mit den gleichen Farben zu malen, damit andere Leute einem vertrauen können. Und man selbst ihnen.

Alles nur Fiktion.

Wenn die Handlungsmöglichkeiten heruntergeschraubt werden, laufen manche und die anderen handeln. Der Rest bleibt stehen und starrt. Starrt die Welt kaputt, um sich im Nachhinein mit einem Kommentar aus seinem winzigen Sichtfeld zu äußern. Meine Augen fahren Karussell. Mit der Zeit lernt man auch damit umzugehen. Man läuft einmal um sie herum und ignoriert sie danach.

Die Selbstzweifel dürfen dich nicht hinauswerfen.

Es läuft irgendwie und was zu groß erscheint wird für den Moment ausgeblendet. Man arbeitet sich an den kleinen Dinge hoch. Sobald man die alle im Griff hat, durch Routine absichert, kann man sich weiterwagen. Größer werden. Mit den Aufgaben wachsen. Und hin und wieder fallen lassen. Einfach fallen. Und hoffen, dass uns irgendjemand auffängt.

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