Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss.

Losgezogen um das Leben kennen zu lernen. Es ist knapp drei Jahre her, dass ich meine Heimat verlassen habe. Unterwegs war ich schon länger. Der kleine Junge, der genug hat vom Leben. Ich habe mich vermutlich nicht besonders von den anderen unterschieden. Die erste Liebe, unglücklich. Sieben Jahre habe ich mich daran festgeklammert. Das war nicht ganz gewöhnlich und dann habe ich entdeckt, dass vieles anders scheint als es ist. Ich bin geflüchtet in eine Welt, wo ich mich selbst definieren konnte und nicht davon abhängig war, was andere über mich sagten. Ging es daneben, konnte ich von vorne beginnen. Die Kontakte nicht zu nahe kommen lassen, damit es nicht weh tut, wenn sie wieder verschwinden. Ich habe gedacht, ich würde mit den anderen experimentieren, doch am Ende war es ich selbst, über den ich mehr erfahren habe.

Das schreiben hat mir immer geholfen. Am Boden zu bleiben und abzuheben. Ich habe zurückgeschaut, was ich alles geschafft habe und was nicht. Was mir gefallen hat. Mit einem Gedanken in der Zukunft. Da könnte es hingehen. Kleine Filme, wie es aussieht. Es gab Texte, die mir gezeigt haben, wo ich hin möchte. Grenzen sollen fallen, über sich selbst hinauswachsen. Ich kann es nicht glauben, wie weit ich gekommen bin. Dinge von den ich geglaubt habe, dass sie wichtig sind, haben sich als nichtig herausgestellt. Andere dafür sind in den Mittelpunkt gerückt. Ich habe noch immer ein Problem damit, wenn mir etwas zu nahe kommt. Angst ich könnte daran zerbrechen. Oder jemand anders. Nähe bremst. Den Fall. Das musste ich lernen. Es geht manchmal sehr schnell hinauf und dann ist es gut, wenn man nicht alleine ist. Einsamkeit ermöglicht großartige Texte, aber machen auf Dauer nicht glücklich. Jedenfalls nicht mich. Ich habe gelernt wie es ist heim zu kommen.

„Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss.“ stand auf einem Plakat im Arbeitszimmer meiner Mutter. Ein Zitat von Johann Gottfried von Herder. Ich habe es nie verstanden bis ich anfangen musste zu erklären. Wer ich bin, was ich mache, warum ich es mache, was ich damit erreichen will, warum ich was nicht mache, wie lange es noch dauert, wieso und überhaupt. Man wird müde. Passt sich an und schlüpft in Rollen, die einem angeboten werden. Gedanken werden nicht mehr ausgesprochen und vieles versteckt man, weil es einfacher ist. Eine Welt aus Masken, die wunderbar miteinander funktionieren aber nicht das sind, was hinter ihnen ist. Funktionierende Gesellschaft. Ich darf trotzdem lächeln hat man mir gesagt. Und das mache ich.

Mit Freunden zusammensitzen. Bei gutem Essen. Man lacht und genießt. Das Leben ist schön. Ich bin dankbar für all die Dinge, die sind. Den Menschen, denen ich mich nicht erklären muss. Die mich akzeptieren. Einfach so. Man kann Fragen stellen. In Frage stellen. Muss man auch hin und wieder. Aber nicht alles darauf aufbauen. Viel mehr dem Gefühl folgen und den Kopf unterstützen lassen. Ich kann mir alles zurechtdenken, doch will es nicht. Die Menschen um mich und die Frau an meiner Seite. Es fühlt sich gut an.

Wenn sich die Welt weiter dreht, will ich sie nicht aus den Augen verlieren. Ihnen in die Augen schauen, sich erinnern und neues erleben. Weil es richtig ist.

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