Das Tempo der anderen

Oft wurde mir gesagt, ich solle mein Tempo finden. Nicht darauf achten, wie schnell die anderen sind, sondern für mich laufen. So würde ich das meiste aus mir rausholen, nicht zu schnell schlapp machen, weil ich mit den zu schnellen laufen und mich nicht zu sehr schonen, weil ich mit den langsameren laufe. In einer Trainingssituation ist das wahrscheinlich gar nicht so doof. Nur hält das Leben nur wenige Trainingscamps für uns bereit. Stattdessen verzeiht es Fehler. Wenn wir sie uns verzeihen. Seit ein paar Wochen laufe ich mit meiner Freundin so regelmäßig, wie ich es alleine nie geschafft habe. Sich aufraffen und rauszugehen ist der entscheidende Punkt. Sich gegenseitig pushen, weil man weiß, dass der andere es eigentlich will, funktioniert ziemlich gut. Und wenn man dann draußen ist, könnte jeder in seinem Tempo laufen. Haben wir zu Beginn probiert. Mal wartet der eine, dann der andere, dann läuft man ganz alleine. Zerreißt den Moment. Zerreißt die Menschen. Der Unterschied für den Körper, ob man zehn Minuten schneller oder langsamer gelaufen ist, verliert sich am Horizont. Zumindest, wenn man nicht für einen Wettkampf trainiert. Wenn man nicht für sich alleine kämpft. Ich bin nicht besonders gut mit anderen Menschen. Bevorzuge es alleine zu sein und meine Dinge zu erledigen. Dabei verliere ich. Jetzt laufen wir gemeinsam. Man zügelt sich etwas, nimmt Rücksicht auf den anderen, spornt ihn an, gibt sich mehr Mühe, ist stolz auf das gemeinsame Tun. Ich werde kein Rennen gewinnen, doch das war nie das Ziel. Ich wollte meinen Körper nicht verkümmern lassen. Kreislauf etwas in Schwung bringen. Spaß an der frischen Luft haben. Alleine hätte ich es nie so lange durchgehalten, alleine würde es mir auch nicht so viel Spaß machen. Alleine wäre es lediglich ein kämpfen gegen mich selbst.

Es ist einfach sich zu messen, gegen andere zu messen, an sich selbst. Immer besser werden. Bis in die Unendlichkeit. Doch was bringt es zu wissen, dass man der beste ist? Ich möchte mehr gemeinsame Momente. Ich möchte mehr Freude teilen. Ich möchte gemeinsam für eine bessere Welt kämpfen. Und wenn ich dafür manchmal einen Schritt zurück gehen muss, ist das gut. Am Ende kommen wir weiter.

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