Zwischenstopp

Der Anfang ist schon wieder verschwunden, bevor er es erst durch die Tastatur geschafft hat. Wort für Wort wird wieder gelöscht und verschwindet in der Dunkelheit zwischen blitzenden Synapsen und pulsierenden Blutströmen. Ich bin noch da. Ich will schreien, will umherlaufen und es jedem sagen, doch ich mache es nicht. Bleibe liegen, sitzen. Nur da sein. Es würde keinen Unterschied machen. Menschen sind ersetzbar. Texte ohne Zusammenhang ebenfalls. Menschen wollen geliebt werden. Suchen Aufmerksamkeit und manche fühlen sich dabei ganz mies. Machen es aber trotzdem. Andere lassen es sein. Es gibt keine starken Persönlichkeiten. Es gibt nur Fassaden. Manche sind stabiler als andere, aber dahinter findet man in den meisten Fällen eine andere Welt. Meist schimmern die Farbtöne durch, Silhouetten der Seele, aber man muss lange warten bis eine solche Fassade nachgibt, einen Einblick gewährt, in das dahinter. Das andere. Das unangepasste. Keine Bauvorschrift gilt in dieser Welt. Jeder ist sein eigener Architekt, doch das Baumaterial muss von außen kommen. Besteht es in jungen Jahren noch aus weichem Licht, wird es mit der Zeit ausdifferenzierter, man kommt erstmals mit Kanten in Berührung. Kann sich entscheiden wie herum man sie aufstellt. Gegen die anderen oder sich selbst. Lässt man einen Menschen in seine Welt, wird er sie verändern. Absichtlich oder unabsichtlich. Wertung gibt es keine. Manches gefällt, anderes nicht. Es gibt Menschen, die darauf geachtet haben, dass alles stabil steht, dass man nicht einfach umgeworfen wird und andere, die einen luftigen Weg gewählt haben. Und wenn sie fallen, landen sie weich und die Welt ist so groß, dass es beinahe nicht auffällt, was passiert ist. Nicht immer ist es so einfach. Nicht immer geht es gut aus. Eigentlich fast nie. Man muss nach einem solchen Erlebnis seinen Plan neu zeichnen. Sich erst wieder bewusst machen, wer man ist, dass man ist, warum man ist. Oder vielleicht nicht.

Anruf vom Geschäftspartner. Wir reden über die Arbeit und das Leben. Pläne für due Zukunft. Ich verweigere die Realität und bin dennoch erfolgreicher, als viele, die es nicht tun. Tag für Tag sitze ich da. Mein wertvollstes Gut wird eingesetzt, um schneller weiter zu kommen. In meinem Leben spielt Geld nur auf der Bank eine Rolle. Manchmal wird es eingewechselt, aber ich glaube, dass ich bessere Spieler habe. Sie laufen sich am Spielfeldrand warm und warten darauf, dass ich ihnen das Zeichen gebe. Nur wenige Fans sitzen auf der Tribüne, wenn ich mich umdrehe, werde ich etwas rot. Ich wollte nie im Mittelpunkt stehen. Im Hintergrund die Fäden ziehen, erschien mir viel attraktiver und ist es noch immer. Ich sehne mich stärker nach Macht, als ich jemals nach außen gezeigt habe. Auf meinem Block stehen Asse. Ich könnte sie spielen, würde einige Siege einfahren, aber die Saison verlieren. Jedes Ass sticht auch einen meiner Spieler. Jeder schneller Sieg verhindert die Möglichkeit auf einen nachhaltigen Vorteil. Freunde. Meine Beziehung zu dem Wort ist gestört. Zu oft habe ich versucht zu definieren, habe sie aufgeschrieben und die Zettel verbrannt. Ich kann auf der Stelle vier Namen nennen. Hinter der Fassade sieht alles anders aus. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Lange nicht mehr gehört. Ich fühle mich schuldig. Möchte nicht Schuld sein, dass etwas auflöst. Hunderte Kilometer.

Der Moment wenn ich nach Hause komme. Alles so bekannt und fremd zugleich. Ich sehe ihre Gesichter und lächle. Nur ein paar Stunden, die ich habe, die ich mir genommen. Ich sitze bei ihm auf dem Sofa. Wir sprechen über alte Zeiten. Über das Jetzt und die Zukunft. Wer wir waren, wer wir sind. Es fühlt sich noch immer gut an. Richtig. Ich habe wovon ich so lange geträumt. Es ist nicht einfach, aber wunderschön. Er ist auf dem besten Weg dorthin. Ich mache mir Sorgen, dass er sich ändert. Schnitt. Er ändert sich und das ist gut so. Ich weiß nur nicht, ob ich damit umgehen kann, wenn er sich in eine andere Richtung entwickelt. Schnitt. Vor Jahren haben wir eine Liste erstellt. Was sein wird. Ein Versuch das kommende in das Heute zu holen. Ich habe einen großen Teil davon bereits erfüllt. Der Rest wird kommen. Noch acht Jahre und man wird sich wiedertreffen. Sich erinnern und wundern. Ich bin zerrissen. Zeigen, dass ich habe was sie sich wünschen oder bleiben wer ich bin. Im Hintergrund. Die Fäden fest in der Hand. Morgen rufe ich ihn an.

Ich wünsche ihm viel Erfolg, steige ins Auto und fahre den Berg hoch. Viel zu schnell, die Musik zu laut. Der Weg gerade breit genug für mich. Dann über die Felder bis ich zum stehen bleibe. Ein großer Hof, freistehend. Ich steige aus, hole meine Tasche vom Rücksitz und läute. Durch das kleine Fenster sehe ich, wie er die Stiege runterkommt. Auf der Dachterasse steht ein Whirlpool. Er hat sich verändert, ich mag ihn noch wie früher. Wir haben uns geschlagen bis das Blut floss. Der Bruder den wir nicht hatten. Leidenschaft, die uns verband. Ich will die Zeit nicht missen. Schweigend sitzen wir im Zimmer. Ich beginne zu erzählen, zeige ein paar Fotos. Er hat sie noch nie gesehen. Wir reden bis die Sonne wieder kommt. Er hat mich in wilden Phasen begleitet, zu mir gehalten und ich zu ihm. Wir geben uns nicht auf. Ich muss weiter.

Und da ist es wieder. Das Gefühl, das mich nicht aufgeben lässt. Ich mache weiter. Für sie, für uns, für mich. Weil wir sind, wer wir sind. Weil wir tun, was wir tun. Auch wenn das Bild unscharf ist, auch wenn der Weg unbekannt und die Gefährten nicht immer an der Seite sind. Wir gehen weiter.

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