Wintertanz 1

Die Häuser ziehen an mir vorbei. Wie im Fernsehen. Nur ohne Regen.

Ich bringe noch ein paar Freunde heim. Wieder einmal bin ich es, der mit dem Auto unterwegs ist. Ein silberner Golf Kombi. Vom Straßenstaub verdreckt und hinter den Reifen Schlammspritzer. Wir waren im Club. Zuvor im Pub.

Sie haben vom Zivildienst erzählt. Ich war geschockt. Nicht von den Dingen, die sie erlebt haben, sondern wie sie es erzählt haben. Ich verstehe nicht, wie es toll sein kann, wenn man eine Ranimation hat. Wie man hoffen kann, dass das Herz doch noch aussetzt. Wie man freiwillig eine zusätzliche Woche arbeitet. Wie man lachen kann, wenn man erzählt, dass ein Polizist einem festgebundenen Afrikaner im Krankenwagen ins Gesicht schlägt. Wie man es gut finden kann, dass man Stunden nachdem man selbst ins Bett gekotzt hat, einem Patienten bei selbigem zusieht. Ich bin mit gesenktem Blick da gesessen und habe versucht sie nicht anzuschreien.

Später sind wir weitergegangen. Raus aus dem verrauchten Pub. Ein bisschen frische Luft. Ich bin mit dem Auto zum Club gefahren. Der Türsteher war neu. Probleme gab es nicht.

Es hätte eine Band spielen sollen. 1984. Angeblich gab es einen Autounfall. Sie spielten nicht. Stattdessen gab es einen DJ. Reichte uns auch. Britpop und so. Später auch anderes. Wir blieben bis nach drei.

Bewegung im Takt der Musik. Im Kopf Club of Scheiße Tanzen. Hin und wieder schließe ich die Augen und genieße. Ich fühlte mich beinahe wohl. Hin und wieder blitzen Augen auf, die ich anlächelte. Manchmal kam etwas zurück manchmal nicht. Es ist nicht so, dass ich zwanghaft versuche jemanden kennen zu lernen. Noch nicht.

Durch meine Gehirnwindungen schießen andauernd Erinnerungen. Drei Personen. Momentaufnahmen. Traumbilder. Von mir idealisiert und abgespeichert. Das ist nicht das Leben. Das ist Hoffnung. Wieso komme ich nicht los?

Ich werde angelächelt, doch vor meinen Augen tanzen Bilder aus vergangenen Tagen.

Wegschieben. Alles. Nur noch die Menge. Die Musik. Die Bewegung. Als ich die Augen wieder öffne, sehe ich sie. Sie erinnert mich an niemanden. Ist einfach da. Alleine durch die Menge. Freude im Gesicht. Sucht sie jemanden? Jemanden bestimmten? Ich kann es nicht sagen. Meine Augen folgen ihr.

Sie treffen sich. Die Augen. Meine mit den ihren.

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