Verzogene Gedanken

Die Schweißausbrüche sind zurück. Wenn die Musik beginnt und meine Finger die Tasten berühren.

Auf dem Weg nach Wien. Neun Stunden Zugfahrt. Ich kann mir schöneres vorstellen, bevorzuge es jedoch gegenüber dem fliegen, weil ich Zeit spare. Zugzeit kann ich nutzen, Flugzeit nicht. Außerdem kommt beim Flugzeug das ganze rundherum dazu. So sitze ich hier mit meinem Laptop, Linkin Park im Ohr. Ein Kleinkind läuft durch den Gang und sieht mich an. In mir die Gedanken.

Die letzten Wochen waren nicht einfach. Geprägt von Liebe und Angst. Solange W. an meiner Seite war, ging es mir großartig. Doch ich habe nichts weiter gebracht, habe nicht geschrieben und nicht gearbeitet. Sobald sie weg war ist an die Stelle der Zufriedenheit Zweifel getreten. Dass ich das alles nicht schaffen würde, der Schritt zu groß war. Mehr ein Sprung. Über einen tiefen Graben.

Dies ist der Ort für meine Gedanken. Txt. Ich versuche mit meinem Leben zurecht zu kommen, wie jeder andere auch. Manche machen sich mehr Gedanken, andere weniger. Ich mag Menschen, die sich in Frage stellen, die das Leben nicht so hinnehmen, wie es vor ihnen liegt. Doch dieser Selbstzweifel bremst, bringt ins Wanken und manchmal stürzt man. Löcher voller Selbstmitleid und man genießt die Stille. Selbstmitleid beruhigt. Nimmt Verantwortung. Es ist gut hin und wiede die Dinge von sich wegzuschieben, tief in einem bleibt der Druck und kommt meist zurück, wenn man wieder empor steigt. Manchmal treibt er an, manchmal stoßt er zurück. Lernen damit umzugehen.

Ich sehe Menschen, die vorpreschen. Die Menschen, die sie auf dem Weg umrennen, sehen sie nicht. Hören auch nicht die Schreie und wundern sich, wenn sie von einer wütenden Meute eingeholt werden. Sie sehen das Ziel, sie sehen sich, sie lieben das Gefühl des Laufens. Oft sind sie zufrieden. Mit sich selbst. Die Welt ist scheiße, doch das ist nicht ihr Problem. Sie kämpfen sich durch. Sie gewinnen. Meist.

Jeder macht sich Gedanken. Wie viele und worüber ist der Unterschied. Kategorisieren funktioniert nicht. Es würde das Leben einfacher machen. Doch man hat Angst davor Dinge zu übersehen.

Es fällt mir schwer anzufangen, es fällt mir schwer fertig zu werden. Die erste Hälfte funktioniert am besten. Ich erfasse schnell, liefere tolle Vorarbeit, kann meine Gedanken ausformulieren, umsetzbar machen. Doch die Umsetzung selbst fällt mir schwer, das Abschließen von Dingen. Ich möchte es nicht perfekt haben, aber es selbst für gut befinden. Man sagt mir, dass es das ist, doch ich sehe es nicht, ich weiß, dass es schlecht ist. Dass ich es besser kann. Aber ich mache es nicht.

Kurz vor Deadline hilft mir die Dinge in dem Zustand zu beenden, in dem sie sind. Ich möchte nicht unter Zeitdruck arbeiten und neige dazu mich abzuwenden, wenn jemand versucht mich dazu zu bringen. Es ist nicht leicht mit mir zu arbeiten.

Morgen beginnt eine zweitägige Konferenz. Ich sitze auf einer Podiumsdiskussion, halte einen Vortrag und leite einen Tisch bei einem Worldcafé. Vorbereitet habe ich noch nichts.

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4 Kommentare

    1. Machen statt denken. Aber das mag ich nicht und auch oft die Menschen nicht, die so sind.

      So schwer es manchmal ist, so weh es einem selbst tut, bevorzuge ich das zweifeln und kämpfen gegenüber einem voranpreschen und ständigem lachen. Vielleicht weil ich mir nicht vorstellen kann, dass es echt ist. Oder weil ich neidisch bin. Oder weil ich es für dumm halte.

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