Textadvent #14

Voller Kälte blicke ich den Berg hinunter. Sehe die brennenden Häuser und schreienden Menschen. Doch ich fühle nichts. Habe mich damit abgefunden, dass ich niemanden retten kann. Es wäre nur mein eigenes Ende und so bleibe ich stehen.

Während der Schulzeit habe ich gelernt zu hassen, jemanden den Tod zu wünschen und diesen Hass in Worten auszudrücken. Zugleich kam die Distanz zu den Menschen. Und mir selbst. Es sind nur zusammengesetzte Moleküle. Ohne Ziel, ohne Sinn, wenn sie ihn sich nicht selbst geben. Schmerz ist das Ergebnis von chemischen Reaktionen, weitergeleitet durch elektrische Impulse. Das Hirn bekommt die Information und wie wissen oder haben gelernt, dass es etwas schlechtes ist. Dass es unser Leben beeinträchtigen und beenden kann. Greifen wir auf eine heiße Herdplatte, ziehen wir die Hand zurück. Es hilft uns zu überleben. Schneiden wir uns jedoch den Finger ab, können wir noch klar denken, um entsprechend zu reagieren. Der Schmerz kommt später. Mit dem richtigen Training schafft man eine Vielzahl von Informationen angenehmer zu verarbeiten. Ich habe mich angestoßen. Schlecht, aber im Moment nicht zu ändern. Ich werde das nächste Mal besser aufpassen. Damit hat die Information ihren Dienst getan und sollte mich nicht länger beschäftigen. Es braucht Übung und Wille. Aber es ist möglich.

Wenn man lernt seinen Körper zu kontrollieren, schafft man dies auch mit seinen Gefühlen. Mein Vater hat eine wichtige Rolle gespielt. Er hat Gefühle nicht gezeigt, was mich gewundert hat. Bis ich mich nach typisch pubertären Achterbahnfahren selbst in den Griff bekommen habe. Doch wenn man aufhört zu fühlen, verliert man etwas. Denn die Information, dass es jemanden schlecht geht, ohne dem Gefühl macht die Welt zu einer schlechteren. Wenn man nicht mehr den Drang verspürt zu helfen. Man kann beginnen mit Argumenten sich selbst dazu bewegen. Man hilft anderen, um besser dazu stehen, damit einem selbst einmal geholfen wird, wenn man in einer misslichen Lage ist. Ehrlichkeit, die die Menschen verstört. Es ist einfach nichts zu sagen und einfach zu tun. Ich habe wieder gelernt zu fühlen, aber es ist nicht das gleiche.

Im Moment geht es mir gut damit. Ich bin kein kalter Stein, aber es fällt mir leicht Distanz zu wahren. Schlimm wird es erst, wenn man aufgefordert wird es rauszulassen, zu zeigen was man fühlt, und man fühlt nicht. Das kann implizit und explizit passieren. Sie starren mich an und warten auf eine Reaktion. Er ist gestorben. Ich stand ihm nicht nahe und fühle mich nicht verbunden, weil er nicht mehr hier ist. Da ist nichts. Es gibt Menschen, die ich nie materiell getroffen habe, bei den ich weine, wenn es ihnen schlecht geht oder noch schlimmer. Vielleicht ist es auch nur Ehrlichkeit.

Niemand muss das lesen.

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