Stabilisierung

Es hat mit der Pubertät begonnen. Und ich habe danach gesucht.

Ich sitze in der Küche und warte darauf, dass die Pizza fertig wird. Auf einem Zettel steht, was ich machen muss. In neun Schritte. Pizza auf Rost. Mittlere Schiene, 200 Grad Celsius. Zehn bis fünfzehn Minuten backen.

Das ständige auf und ab. Früher habe ich es gerne mit der Metapher der Achterbahn beschrieben. Inzwischen halte ich bergsteigen für passender. Die Aufstiege sind meist anstrengend. Je anstrengender, desto lohnender. Wenn man in der Nacht geht, die Finsternis auf sich nimmt, wird man mit atemberaubenden Sonnenaufgängen belohnt. Außer die Wolken verdecken die Sicht. Dann müsste man noch höher steigen. Nicht immer hat man die Kraft dafür. In Berghütten kann man sich ausrasten, doch bleibt man zu lange, verliert man die Motivation. Und der Proviant kann auch ausgehen. Plötzliche Wetterumschwünge erzwingen den Abbruch. Stolpert man, fällt man tief. Schnell bricht man sich etwas, bleibende Schäden bis hin zum Tod. Wälder erschweren die Planung, das voraus schauen, doch schaut man sie sich genauer an, erkannt man die Schönheit und kann sich auf dem weichen Moos ausruhen.

Der Käse schmilzt, die Pilze beginnen zu schwitzen. Erste Düfte steigen mir in die Nase. Ich stelle mir den Geschmack der Pizza vor, wenn sie meine Zunge berührt, ich herzhaft abbeiße. Kunspriger Boden, saftige Tomatenstücke, kräftige Gewürze und frischer Rucola mit breiten Parmesanspänen.

Seit Monaten, beinahe einem Jahr, sitze ich in einer Alm. Ich sehe aus dem Fenster und es ist nebelig. Manchmal höre ich es in der Ferne donnern. Immer wieder packe ich meine Sachen und wage einen Aufbruch. Manchmal weiter, manchmal kürzer. Selten bin ich aus dem Nebel hinausgekommen, meist heulend wieder zurück gelaufen. In der Hütte fühle ich mich sicher. Dieses trügerische Gefühl. Ich esse immer weniger, damit der Nahrungsvorrat länger hält. Werde schwächer. Weiß schon nicht mehr, wie es ist von einem Gipfel zu blicken, den nächsten zu sehen, Lust auf mehr zu haben. Stattdessen hülle ich mich in dicke Decken und höre am Kamin den Geschichten der anderen Wanderern. Ich könnte ihnen ferner nicht sein.

3. Aufs Holzbrett legen, kleinschneiden; Mit Rucola + Parmesan + Schinken dekorativ belegen; Etwas Balsamicodressing drauf + etwas Pfeffer
4. ins Wohnzimmer bringen
5. Küssen

Meine Freundin gibt mir Halt und Kraft. Jeder Tag, an dem ich zu zerbrechen drohe. Ein Blick genügt, eine Berührung und ich bin wieder da.

Ich habe Angst, dass ich nie wieder los komme. Dass die Gipfel, die ich erklomm, oft nebenbei, fast durch Zufall, die höchsten Bleiben. Mich diese Starre nicht mehr los lässt. Vor ein paar Wochen hat mir ein Freund ein Buch gegeben. Ein Buch, das vieles erklärt und mich doch im ungewissen lässt. Ich wünschte mir, dass es stimmt und doch machte es mir Angst. Dann bin ich auf die Suche gegangen, nach den kleinen Beweisstücken aus der Vergangenheit. Ich hatte es irgendwo im Kopf, aber nicht mehr genau. Bin in die Heimat gereist und nach einigem Suchen hielt ich es in der Hand. Hundertachtundzwanzig. Von hundertzehn bis hundersechsunddreissig. Mit wenigen Menschen das Thema angesprochen. Einmal etwas länger darüber gesprochen. Vielleicht ist es die Karte, die mir gefehlt hat. Damit ich weiß, dass ich es schaffe. Und wenn nicht ist es auch ok.

6. Glücklich sein
7. Ich liebe dich
8. Nom Nom Nom + Mjam
9. Nachtisch ist auch da. Einfach in den warmen Ofen.

Morgen werde ich den Kamin ausmachen und zum nächsten Gipfel aufbrechen. Wünscht mir Erfolg.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert