Schreibweisen

Und was schreibst du wieder einmal andere Texte? Nicht nur Situationsbeschreibungen. Etwas, wo die Sätze länger als fünf Worte sind. So wie früher. Ganz früher. Und auch zu Beginn dieses Blogs. Ich kann mich noch erinnern, wie du dir Gedanken über das Leben gemacht hast. Dazwischen eine Geschichte. Eingebettet in die Gedanken. Oder auch umgekehrt.

Ich nehme meine Tasse. Guten Morgen Tee. Er ist nur noch lauwarm. Schmeckt trotzdem noch. Stelle sie wieder auf das Regal neben meinem Bett und lege den Laptop auf meine Oberschenkel.

Ich denke nur noch selten darüber nach, was ich eigentlich schreibe, warum ich es schreibe und wer es liest. Ein Zweitblog. Es muss nicht jeder wissen, dass ich ihn habe. Man muss nicht einmal wissen, dass ich einen Hauptblog habe. Dennoch schreibe ich es. Auch dass der Hauptblog fünfzig Mal so viele Besucher hat. Dass selbst meine Mutter ihn inzwischen liest und er auf meiner Visitenkarte steht. So kleiner Blog ist da viel angenehmer. Ich nennen ihn gerne privaten Blog. Der andere ist nur persönlich, nicht privat. Dinge, die ich hier veröffentliche, würde ich inzwischen dort nicht mehr schreiben. Die Welt ist noch nicht bereit für Ehrlichkeit. Vielleicht wird sie es nie sein.

Die Kopfschmerzen werden wieder schlimmer. Ich lehne den Kopf an die kalte Wand. Schließe die Augen. Sehe den Strand vor mir. Sonnensand II. Ein kalter Schauer rollt über meinen Körper. Luft drückt gegen mein Ohr. Oder Blut. Es hat aufgehört zu schneien.

Lüge. Ich denke beinahe immer daran, was ich schreibe und für wen. Zumindest so lange ich nicht schreibe. Dann nicht mehr. Meistens zumindest. Manchmal überkommt es mich auch da wieder. Das schönste ist, wenn ich in einen Flow komme und nur noch zuschauen muss, wie die Buchstaben am Bildschirm erscheinen. Ich kann sie kontrollieren, bessere manchmal einen Tippfehler aus, aber ich weiß nicht immer, was ich schreiben werde bevor es am Bildschirm erscheint. Ich muss nicht erst nachdenken und die Worte in meinem Kopf formen. Sie kommen heraus. Einfach so. Direkt über die Finger. Ich frage mich, ob der Text schon fertig wäre, wenn die Hürde der Übertragung nicht bestünde. Ist der Text schon fertig oder entsteht er im Moment des Tippens. So wenig weiß ich darüber, was in meinem Kopf passiert. Ich schaue zu und staune.

Auf dem Regal gegenüber stehen drei Energy-Drinks. Einer davon beinahe ein Jahr alt. Mir gefällt die Dose. Trinken werde ich sie nicht. Vielleicht einen kosten. Werbegeschenke. Der restliche Raum ist Chaos. Kleidung, die überall verteilt ist. Die Ausrede, dass ich krank bin.

Vier Staffeln einer amerikanischen Fernsehserie. Damit habe ich den Großteil des Wochenendes verbracht. Dabei liegen großartige Bücher neben mir. Drei privat und eines beruflich. Wobei sich alles vermischt. Bei fünfzigtausend Worten gebe ich bekannt, dass ich hier schreibe. So zumindest der Plan. Momentan stehe ich etwa bei der Hälfte. Die Welt wird nicht plötzlich dafür bereit sein, aber ich schreibe auch nicht, was ich mache, sondern wie es sein könnte, wenn ich es machen würde oder wie es war, wenn ich es anderes gemacht habe. Manchmal ist der Kern wahr, manchmal der Gedanke, manchmal alles und manchmal nichts. Das ist auch das schöne am schreiben. Es ist nicht eine Geschichte. Es sind tausende. Oder auch nur zwanzig. In jedem Kopf entsteht eine andere. Ich stoße nur an. Gebe grobe Linien vor. Manchmal erzeuge ich auch nur ein Bild. Was daraus entsteht liegt nicht in meinem Einflussbereich.

Ich stehe auf. Die Heizung etwas hochdrehen. Sonst werde ich nicht gesund. Glaube ich zumindest. Ist auch nicht so wichtig. Der Boden ist kalt. Und weiß. Bevor ich wieder unter die Decke schlüpfe, fülle ich die Tasse noch einmal mit heißem Tee.

Nein. In letzter Zeit schaffe ich es nicht mehr so zu schreiben, wie früher. Vielleicht fehlt mir die Inspiration, vielleicht hat sich mein Stil auch einfach nur weiterentwickelt. Es ist ja schon lächerlich, dass ich wieder übers schreiben schreibe. Da sollte mir einmal jemand schreiben und sich beschweren. Ein Versprechen muss ich auch noch einlösen. Ich werde probieren untertags zu schreiben. Vielleicht kommt dann etwas anderes raus. Etwas mehr Leben. In der Nacht habe ich immer mich und Party in Gedanken. Zumindest in letzter Zeit. Vielleicht wirft mir auch jemand ein paar Worte zu. Mit denen ich spielen kann.

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3 Kommentare

  1. verrueckt, wie genau ich das kenne, was du beschreibst. mir geht es zur zeit aehnlich. vielleicht liegt ein hauch apathie in der luft. ich weiss nicht. (vielleicht hat die luft ihre konsistenz veraendert und laesst die woerter nicht mehr aus den fingern fliessen.)

  2. Das kommt wieder. Je mehr man schreibt, desto einfach wird es. Man muss sich wieder ablenken. Dinge erleben. Inspiration finden. Glücklich sein, traurig sein. Sich Zeit nehmen.

  3. Ach so ein Schreib Tief kommt einfach ab und zu. Hatten wir doch alle schonmal ;) Das Leben ist einfach ein Auf und Ab. Mach dir keine Sorgen. Alles wird wieder gut^^ Vielleicht tut dir eine Auszeit mal ganz gut. Pass auf dich auf.

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