Die Sitze schauen angenehm aus. Gut gepolstert.
Hannover. Wir steigen aus dem Flieger aus. Kommen gerade aus Paris. Es ist kurz nach Mitternacht. Die Gänge entlang zur Gepäckausgabe. Ich war noch nie in Hannover. Das schwarze Band zieht einsam seine Runde. Die anderen Fluggäste beginnen sich aufzuregen. Erst nur untereinander. Sie sprechen davon, dass sie endlich nach Hause wollen, was so lang dauert, wenn man das Gepäck aus dem Flieger auf das Förderband bringt, ein Wagen der von Punkt A nach Punkt B fährt und fertig. Uns kümmert es wenig. Jetzt wird auf den Mitarbeiter eingesprochen. Was denn da so lange dauert. Dass die Familie schon wartet. Dass man am nächsten Tag in die Arbeit muss und sie sich gefälligst beeilen wollen. Meine Gedanken sind noch beim Flug. Wie wir eine Kurve über Paris gedreht haben. Unter uns tausende Lichter. Ein großartiger Anblick. Dann ging es weiter. Immer höher. Die Lichter wurden kleiner, doch wir hatten Glück. Eine klare Nacht. Man konnte riesige Teile Europas sehen. Wie ein Satellitenbild, nur viel besser. Echter. König der Lüfte. Ich bin müde, doch zu fasziniert um zu schlafen. Die kleinen Orte und die großen Städte. Autobahnen, die auf geraden Linien die großen Punkte verbinden. Hin und wieder eine kleine Wolke, die die Sicht verdeckt. Ich würde gerne tiefer fliegen. Noch einmal die einzelnen Nachbarschaften sehen, wie kurz nach Paris. Man sieht die einzelnen Straßenlaternen, Autos die noch fahren. Und höher. So hoch, dass man den ganzen Kontinent sieht. Nur noch ein Netz aus Lichtern. Doch das wird nicht passieren. Das ist nicht passiert. Wir stehen in Hannover am Gepäckband.
Lass uns noch etwas kaufen, bevor sie zumachen.
Es ist kurz nach drei. Kurz habe ich geschlafen. Jetzt treibt mich die Neugier durch den Flughafen. Nachdem wir einen Kleinigkeit gegessen haben, konnten wir eine Gruppe beobachten, die nach Mallorca flog. Eine Frauenrunde. Und vor dem Abflug gab es Sekt. Alles ist still. Die Geschäfte haben die Beleuchtung noch angeschalten. Außer uns sind noch ein paar Reisende, die es sich auf den Sitzbänken gemütlich gemacht haben. Eine ältere Dame, die meinen mitreisenden Freund an ihrer Geschichte teilhaben ließ, während er schlafen wollte. Sie würde jetzt nach Amerika fliegen. Zu einem Mann, den sie über das Internet kennen gelernt hat. Ob sie sich keine Sorgen machen würde, was das für ein Mensch wäre. Nein, sie haben ja schon miteinander telefoniert. Und Fotos haben sie auch ausgetauscht. Bei der Beschreibung ihrer Kleidung auf den Fotos habe ich dann dezent weggehört und versucht zu schlafen. Später wurde mir dann mitgeteilt, dass sie danach noch einige Stunden von ihrer Tochter und deren unmöglichen Freund sowie anderen Problemen erzählt hätte. Aber sie fliegt jetzt nach Amerika. Ich gehe wieder in die Haupthalle. In der Mitte stehen einige Terminals unserer Fluglinie. Ich schaue welche Flüge wir noch nehmen könnten. Stockholm. Rom. Irgendwas in Griechenland.
Zum Glück musste sie dann zu ihrem Flieger.
Das Terminal ist ans Internet angeschlossen. Also muss ich damit auch auf meinen Blog kommen. Ich klicke herum. Komme auf das Reiseportal, der Fluglinie. Dort schalten sie Werbung. Ein Frachtunternehmen. Dort geht es nicht weiter. Zurück. Reiseinformationen. Reisewarnungen des Bundesministeriums. Von dort komme ich zu den Länderseiten. Ich klicke mich durch. Berlin. Treffer. Es ist ein Yahoo-Suchfeld eingebunden. Von dort geht es zu Google und schon steht mir das Web offen. Zuerst auf den Blog. Vielleicht gibt es neue Kommentare. Mails lieber nicht abrufen. Ich weiß nicht wie die Usereingaben mitgeloggt werden. Ein paar andere Blogs lesen. Als ich fertig bin zeige ich noch einem anderen Reisenenden, wie man das Terminal verwenden kann.
Du bist schon in einer gewissen Abhängigkeitsverhältnis.
Mein Freund ist gerade die Rolltreppe rauf gekommen. Die Frage, ob er noch etwas schlafen konnte, verneint er. Wir reden über die vergangenen Tage. Unsere Zukunft. Wir haben große Pläne, hohe Ziele und die Entschlossenheit sie zu erreichen. Ähnlich, aber in verschiedenen Bereichen. Vor nicht einmal einem Monat haben wir eine Liste erstellt. Wo sehen wir den die verschiedenen Bekannten in fünf bis zehn Jahren. Sie liegt in einem Schrank bei mir zu hause. Ich bin gespannt, wie bei wem wir richtig gelegen sind und bei wem nicht. Selbsterfüllende Prophezeiungen. In ein paar Stunden geht unser Flieger.