Mein Problem

Montagmorgen. Fast Mittag. Ich sehe aus als wäre ich gerade aus dem Bett gefallen und fühle mich in etwa so. Mein Magen ist unzufrieden. Nur die Boxen stimmen. Wie so oft. Ich spiele Musik der anderen. Schöne Musik, die mich beruhigt und mich ein paar Zeilen schreiben lässt ohne in Starre zu verfallen.

Das Leben, das es so gut mit mir meint. Ich glaube an keine höhere Macht. Also sind es die Menschen, die es gut mit mir meinen. Ich mag Menschen. Das Problem, mein Problem, ist was ich daraus mache. Warum ich es so mache weiß ich nicht. Will ich nicht wissen, verdränge es. Heute soll das große Abenteuer beginnen. Erst einmal über die Ebene kommen. Kleine Schritte. Vorwärts. Immer weiter.

Mir ist viel gutes widerfahren, ich hatte eine schöne Kindheit, meine Schulzeit war, so schlecht es mir oft ging, so sehr ich alles hasste, immer noch besser als die von vielen anderen. Ich gehöre nicht zu dem einem Prozent, aber irgendwo bei den fünf bis zehn dürfte ich dabei sein. Glaube ich. Meine Eltern finanzieren mich. Bescheiden aber ausreichend, um viele Dinge zu machen. Allen voran das Studium. Und was habe ich gemacht? Überzogen und nun in einer demotivierten Phase, wo ich zweifle, ob ich den Abschluss möchte. Die Universität, die sich Mühe gibt und mich dennoch enttäuscht. Wie ich sie. Ich war nie ein guter Schüler, auch kein guter Student. Jedenfalls gemessen an den Werte der Systeme. Noten. Jetzt kämpfe ich mit mir, dass ich die letzten Arbeiten und Prüfungen schreibe. Um irgendwann weiter machen zu können. Aber ich weiß nicht, ob ich es will.

Bekannt geworden bin ich dadurch, dass ich Menschen an meinem Leben teil haben ließ. An meinen Gedanken. An meinem innersten. Ich muss schreiben. Ohne schreiben verfalle ich. Melancholischer Dünnschiss. Immer mehr Menschen, die mich kannten, ich veränderte mich, weil wenige damit umgehen können, dass Menschen menschlich sind. Menschen müssen ihre Masken tragen und diese muss stabil sein, sonst kann man sie nicht einsortieren, sonst wird die Welt zu kompliziert und es fällt schwerer sich zu orientieren. Das schreiben für mich verschwand, die Bewegung reichte aber, um mich weiter zu katapultieren. Ein paar kluge Worte über dies und jenes, ein paar Vorträge und ein geschicktes darstellen der Dinge die man macht. Ich machte mich zum Produkt und das war erfolgreich. Im Hintergrund war ich noch immer ich, doch verdeckte es, verheimlichte es. Die wichtigsten Dinge passierten, weil Menschen an mich glaubten. Weil sie was sie aufgebaut hatten, aufs Spiel setzen, um mich weiter zu bringen. In meinem Fall waren es vor allem Frauen, die die wichtigsten Hebel betätigten. Sie selbst blieben meist im Hintergrund. Nicht immer war ihnen bewusst, was es für mich bedeutete. Ich habe nie komplett versagt, dennoch immer wieder das Gefühl enttäuscht zu haben. Ich möchte niemanden mehr enttäuschen. Wenn man nichts tut enttäuscht man und kann sich dabei verstecken. Es gibt keinen Knall, sondern ein langsames Ausbleichen.

Viele Freunde hatte ich nie. In Wien viele Bekannte, die mir teilweise sehr nahe standen. Aber Freunde nicht. Nur zwei Freunde, mit denen ich länger als vier Jahre in Kontakt blieb. Ich lasse verfallen, was ich mir aufbaue. Möchte es nicht. Lasse im Stich. Übernehme mich und statt zumindest teilweise zu erfüllen, verkrieche ich mich in einer Höhle bis alles vorbei ist, bis alle verschwunden sind. Angst vor Bindung, Angst vor dauerhaften. Während meiner Zeit in Wien habe ich keinen Schrank gekauft. Die meiste Zeit lebte ich aus zwei Koffern. Die gleichen mit denen ich in die Stadt gekommen war. Um mir die Illusion aufrecht zu erhalten, jederzeit flüchten zu können. Und dann war ich weg. Ich vermisse die Menschen.

Mein Problem ist mein Kopf. Ich sehe die Dinge komplex. Das hilft mir Fehler zu vermeiden. Von manchen, die nur sehen was ich mache, als toll befunden zu werden. Die Menschen sehen nicht, was ich nicht mache. Wo ich gar nicht beginne. Ich bin der Fehler. Es zu erklären fällt mir schwer. Ich weiß, was ich falsch mache und zugleich schaffe ich es nicht, es anders zu machen. Man fühlt sich gefesselt. Vor einem der Berg, der ganz unmöglich ist zu besteigen. Immer wieder probiere ich verschiedene Methoden aus. Kleine Happen machen, das große Ganze nicht beachten, sondern auf den nächsten Schritt konzentrieren. Oft verliere ich mich dann in Organisation. Der Berg bleibt und ihn auszublenden ist mir fast unmöglich. Nur wenn ich in einen Rausch verfalle, ein Problem finde, an dem ich mich festbeiße. Dann löse ich Dinge im vorbeilaufen, es fällt mir fast nicht auf, weil meine ganze Konzentration bei der einen Sache ist. Früher gelang es mir fast täglich. Ich habe nächtelang Dinge vorangetrieben, war verwundert, wenn es andere überraschte. Kannte keinen geregelten Alltag, weil ich von Problem zu Problem stolperte, die ich umarmte und an ihnen wuchs. Jetzt stagniere ich. Fühle mich krank, mache mir Sorgen um alles, hasse mich selbst. Ein langes Tal. Ich stolpere vor mich hin, nehme Umwege, um den Problemen nicht zu begegnen. Alles macht mir Angst.

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7 Kommentare

  1. Dein Problem verstehe ich nun ein wenig, aber auch nicht ausreichend, um diese Art, die du scheinbar an den Tag legst, zu verstehen.

    Wenn du den Bakk. nicht willst, dann scheiß eben drauf. Oder mach die Prüfungen und habe den Bakk., um dann weiterzumachen. Such dir eine Ausbildung in Paderborn, oder sonstwo. Studiere etwas anderes, jobbe nebenher, keine Ahnung. Du bist jung, bist nicht dumm, wohnst endlich bei deiner Freundin und alles ist im Grunde wunderbar.

    Du hast nur das eine Leben, also genieße es und tu das, worauf du Lust hast. Alles andere ergibt sich.

    Ich will hier endlich mal Positives lesen, weil ich einfach nicht verstehe, warum man sich so fallen lässt.

    Sei erwachsen, steh auf deinen Beinen und such dir deinen Weg. Und wenn du dich verirrst, ist das eben so.

    1. Es ist etwas gewaltig schief gelaufen. Ich weiß nicht was es war, ich weiß nicht wann es aufgehört hat, ich weiß nicht einmal, ob es vorbei ist. Aber ich fühle mich besser.

  2. Ich kenne das, was du beschreibst. Man darf sich in diesen Gedanken nicht verlieren. Natürlich ist es ok, manchmal einfach den Halt zu verlieren, nicht zu wissen, wo es lang geht, und sich selber dafür zu hassen, dass man sich nicht einfach entscheiden kann. Aber sobald man sich in diesem Gefühl verliert, wird daraus ein Strudel, man verliert die Motivation, die Kraft und sieht oft nur noch negative Dinge. Man hängelt sich quasi von einer blöden Sache zur nächsten. Es gibt immer tolle Momente zwischendurch, aber man schenkt ihnen zu wenig Wert, also kommen sie gegen die negativen Dinge nicht an. Und letztere überwiegen fast immer.

    Entweder kriegt man es selber hin (ich nicht) oder man hat vielleicht jemanden von außerhalb, der mal sagt: HALLO? Du kannst studieren, sei dir dieses Privilegs bewusst, du bist klug genug, du hast genug Geld, kannst wunderbar essen und leben, kannst sogar selber entscheiden wie und wo du arbeitest, du kannst neue Freunde suchen, du hast das Leben vor dir, sieh dir das endlich mal an und nicht das, was du nicht hast! Also Arsch hoch!

    :-)

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