Krisenheft

Wer nichts besitzt, hat nichts zu verlieren.

Der Gedankengang. Kein Materieller Besitz. Keiner den man benötigt um glücklich zu sein. Sich loslösen von allen Gegenständen. Sehen was möglich ist ohne. Welch Gefühl frei zu sein. Aufhören dem immer mehr nachzueifern. Andere Wege gehen. Den Konsum als eine abzulehnende Religion behandeln. Viel zu oft werden wir dazu verleitet unser Leben darauf auszurichten, zu besitzen. Zu kaufen. Sobald wir etwas unser eigen nennen, liebäugeln wir mit dem nächsten. Würde man gegenüberstellen, was man sich alles leistet, weil man ja hart dafür gearbeitet hat und was man braucht um glücklich zu sein, wir man vor einer riesigen Kluft stehen. Zugleich ruft es den Gedanken wach, dass sparen auch eine Art des Konsums ist. Man verzichtet auf das eine, um das andere zu bekommen. Dinge die man einmal benützt. Uns ein paar Sekunden sparen. Für diesen einen Zweck gemacht sind und nichts anderes können. Geld. Wir bewerten uns anhand des Wohlstands. Was wir besitzen. Besitzen können. Wir machen uns sorgen. Zu verlieren. All das was wir zusammengespart haben, könnte sich von heute auf morgen in nichts auflösen. Wir besitzen Papier mit einem fiktiven Wert. Wir besitzen Immobilien von denen wir glauben, dass sie von dauerhaften Wert sind. Wir kaufen Metall, weil es selten ist. Wir können es herstellen, aber noch ist der Wert nicht groß genug, um den Aufwand zu rechtfertigen. Geld bedeutet Möglichkeit. Doch nur solange das System funktioniert.

Wer nichts zu verlieren hat, besitzt nichts.

Wirklich frei ist nur jener, der sich von denen befreit haben, die einem wichtig sein könnten. Emotionales Kapital. Wer es nicht verleiht, kann es nicht verlieren. Kann nicht enttäuscht werden. Menschen sind vergänglich. Menschen sind viel zu risikofreudig, als dass man in sie investieren würde. Doch man nimmt sie als Freunde. Man investiert seine Nähe. Bindet sich emotional an sie. Sie werden noch wichtiger als Konsumgüter, weil wir sie nicht mal eben kaufen können. Und wenn doch nur solange wir das nötige Kapital besitzen. Die Welten verschmilzen. Man verwendet die gleichen Begriffe. Verliere ich eine wichtige Person, bricht eine Welt zusammen. Habe ich niemanden, der mir wichtig ist, kann ich sie nicht verlieren. Habe ich niemanden, der mir wichtig ist, ist mein Leben nicht viel wert.

Wer vollkommen frei ist, hat verloren.

Wir brauchen das eine und das andere. Manche mehr manche weniger. Wir müssen uns manchmal vor Augen führen, dass wir nicht besitzen können. Wissen, dass wir verlieren können und trotzdem riskieren. Alles daran setzen, dass wir nicht verlieren. Zusammenhalten. Da sein. Investieren. Ausprobieren und versagen. Schöner scheitern. Wann immer wir fallen, haben wir einen möglichen Aufstieg vor uns. Wer loslassen kann, fällt sanfter. Wer festhält fällt vielleicht nicht so tief. Es gibt kein richtig und kein falsch. Es gibt nur uns. Wie wir leben. Wie wir zusammen leben. Nicht nur das eigene Leben, sondern das von allen. Weil wir nicht allein sind.

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3 Kommentare

  1. Es ist wahr, es gibt kein richtig oder falsch, wichtiger ist das man sich dabei wohlfühlt, ich liebe meine Freiheit sehr, deswegen besitze ich nicht viel, aber genug. Zufriedenheit ist für mich wichtiger. Aber dazu fehlt mir noch etwas sehr wichtiges und das kann ich weder kaufen noch sonst irgendwie beeinflussen.

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