Kampfgeschrei

Das flache atmen in meinen Ohren. Ich drücke ihn mit meiner rechten Hand nach hinten. „Lass gut sein.“ Auch wenn wir überlegen sind, wird es Wunden geben. Auch wenn wir sie der Reihe nach zu Boden ringen, werden sich ihre Nägel durch unsere Hosen bohren. Wir sind nicht unverwundbar.

Er schnaubt. Ich zerre ihn Richtung Ausgang. Frische Luft. Der Türsteger nickt mir zu. Ich zwinkere. Mach dir Freunde für die Zeiten, wo du sie brauchst. Draußen setzen wir uns auf die Begrenzungstangen aus Metall. Sie sind kalt. Ãœber uns der Mond. Die Musik folgt uns leise. Kitzelt an meinen Beinen. Ich sehe ihn an, seine Augen sind gesenkt. Hin und hergerissen zwischen Vergeltung und Verdrängen. Zwei gegen acht. Es wäre dumm. Rational gesehn aussichtslos. Doch wir haben einen Verbündeten. Er hat sich unter sie gemischt und wird sie im entscheidendem Moment verwirren, ihre Reaktionen verlangsamen und uns die nötige Kraft geben, jeglichen Widerstand zu brechen. Wie ihre Knochen.

„Denk nicht mehr daran.“ Er blickt auf, sieht mir in die Augen. Nickt leicht. Doch seine Augen funkeln. Er wird nicht ohne mich losziehen. Doch er weiß, dass ich ihn nicht im Stich lassen würde. Wenn er mir ein Zeichen gibt, bin ich bei ihm. Keine Chance uns zu trennen. Er hat mein Vertrauen das richtige zu tun. Selbst wenn es dumm ist. Lass dich nicht verarschen. Einer von ihnen will gerade gehen, öffnet die Türe uns sieht uns. Eingefroren. Sekunden steht er da. Unsere Blicke treffen sich. Er dreht wieder um, die Stiegen runter. Weg ist er. Unsere Entscheidung. In ein paar Minuten werden sie zusammen rauskommen. Rückendeckung. Lass dich nicht verarschen. Wir gehen rein. Beim Türsteher bleiben wir stehen. Beginnen mit ihm zu plaudern. Heute sei kein guter Tag. Schlechte Stimmung. Aggressionen. Lasst euch nicht verarschen. Dann kommen sie die Stiege hoch. Der Reihe nach gehen sie an uns vorbei. Starren uns an. Ein Gedanke an das Auto. Kennen sie nicht. Wir gehen wieder runter.

Ich lehne mich in meinem Sessel weiter zurück. Die Musik passt. Zu wenig Leute. Wir sind früh dran. Die meisten werdene erst in ein oder zwei Stunden kommen. Erdbeersaft. Ich schließe die Augen, genieße den Geschmack. Erinnerungen. Geschmäcker haben bei mir fast immer welche. Erdbeeren haben mit Frauen zu tun. Doch dieses Mal ist es mein achtzehnter Geburtstag. Einen Korb voller Erdbeersaft. Sehr habe ich mich damals gefreut. Die Szene genau vor Augen. Ich mach sie wieder auf. Er tanzt. Hat Spaß. Wie früher, als wir uns noch keine Gedanken gemacht haben. Einfach sein und nicht zu viel in Frage stellen. Eigentlich geht es um ein Gleichgewicht. Mein Blick schweift weiter, die Bar entlang zum DJ-Pult. Dahinter steht mein ehemaliger Fahrlehrer. Dass er auflegt, habe ich erst später erfahren. An ein paar Jungs an einem Stehtisch bleibe ich hängen.

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