In der Luft

Ich sollte nervös sein. Der Gedanke, dass es schief gehen könnte. Irgendwas.

Vor vier Tagen habe ich angefangen zu lernen. In der Vorlesung war ich kein einziges Mal, sodass ich den Professor, das erste Mal bei der Prüfung selbst getroffen habe, was ich schade finde. Ein netter Mann mit einer ähnlichen Einstellungen zum Studium, wie ich. Er spricht selten konkret, lässt vieles offen, ich unterstelle ihm, dass es Absicht ist. Er möchte, dass die Studierenden selbst denken. Dass sie nicht nur für die Prüfungen lernen, damit sie die Punkte bekommen, sondern dass sie verstehen, worum es geht. Sie sollen lernen eigene Gedanken zum Thema zu machen und dennoch wissenschaftlich zu bleiben.

In den letzten Monaten habe ich viel negative Stimmung rund um mein Studium gemacht. Das meiste zurecht. Aus meiner Sicht. Jedoch habe ich mich damit selbst hinuntergezogen. Ich habe nicht mehr gesehen, was es für gute Seiten gibt, was ich schon alles gelernt habe, warum ich das Ganze wirklich mache. Natürlich spielen meine Eltern eine Rolle, natürlich möchte ich gewissen Personen beweisen, dass ich das hinbekomme und natürlich kann es am Arbeitsmarkt wichtig werden. Außerdem sind viele Menschen in einem Denken verhaftet, das sie mich nur ernst nehmen lässt, wenn ich den Abschluss habe. Oder im Fernsehen auftrete. Doch irgendwo tiefer befindet sich das Verlangen Dinge besser zu verstehen. Dinge einordnen und analysieren zu können. Mein Wissen, das ich tagtäglich ansammle ausdrücken und überprüfen. Es weitergeben und mit anderen vergrößern. Für die Menschheit. Und für mich. Es gibt gute Professoren mit großartigen Denkansätzen. Sie stoßen mich immer wieder von der Klippe und helfen mir Dinge aus anderen Perspektiven zu sehen. Sie geben mir die Worte, um zu beschreiben, was seit langer Zeit undefinierbar durch meinen Kopf schwebt. Ich mag das Studium.

Vier Fragen, drei und nur drei davon müssen beantwortet werden. Ich schreibe über das Zusammenspiel von Medien und Gesellschaft, Internetkultur und Medienkompetenz. Zwischendurch denke ich an die Arbeit. Wann ich das letzte Mal etwas getan habe, das mich interessiert hat. Es sieht schlecht aus. Ich habe getan, was ich gut kann nicht, was ich gern mache. Manche Aufgaben haben mich herausgefordert, aber selten auf eine angenehme Weise. Meist unter Zeitdruck mit Menschen, die nicht verstehen, was ich mache und es dementsprechend nicht wertschätzen. Ist doch alles ganz einfach. Warum dauert das so lange. Das sieht scheiße aus. Manchmal waren es Dinge, die ich weder kann, noch können möchte, noch gerne mache. Aber das hängt auch alles irgendwie zusammen. Nicht, dass man sich nicht um mich bemüht, aber irgendwie funktioniert es nicht mehr. Ich fühle mich fremd, habe schon von vornherein meist eine ablehnende Haltung. Und dann bekomme ich von anderen Seiten Rückmeldungen, dass man gerne etwas mit mir machen würde, dass ich in letzter Zeit so ruhig bin oder dass ich doch zu mehr fähig wäre. Ich bin schlecht im Wünsche ausdrücken. Viel mehr arbeite ich mit Symbolik und Hinweisen, was aber nicht alle Menschen verstehen, verstehen können und somit haben sie gar nicht die Möglichkeit darauf einzugehen. Ich habe versucht mich zu ändern, es aber nicht geschafft. Sollte mich in dem Moment auch nicht beschäftigen. Noch 45 Minuten bis die Prüfung um ist.

Ich ärgere mich wieder, dass ich mich nicht mehr mit den Themen beschäftigt habe. Sie sind spannend und ich würde gerne mehr darüber schreiben. Nach einer Stunde bin ich fertig.

Danach sitze ich noch mit einem Freund am Donaukanal. Wir reden über die Uni und Technik. Zwei der vier Prüfungen werde ich ausfallen lassen. Jetzt geht es erstmal in die Kinopremiere eines Kurzfilm eines anderen Freundes.

Der Juli wird großartig.

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