Ich sage Dinge zu, die mich zwar weiterbringen aber keinen Spaß machen. Vielmehr sträube ich mich dagegen, glaube nicht, dass es Sinn macht. Zugleich weiß ich, dass es mir hilft. Fuck.
Schreiben um sich selbst zu ertragen. Schaut doch die ganzen Lichter da draußen, wie sie leuchten. Und im Lokal gegenüber sitzen die Menschen. Sie reden miteinander, plaudern, lachen. Manchmal sitze ich auf der Fensterbank, beobachte sie. Aus dem Fenster schauen sie selten. Wenn ich mit Menschen unterwegs bin fällt es mir meist schwer ihnen meine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Sprechen ist eine so langsame Art der Kommunikation. Wenn ich weiß, was ich antworte bevor sie fertig gesprochen haben, bleiben vor jeder Wortübergabe ein paar Sekunden, in denen meine Augen Beschäftigung suchen. Manchmal nach innen gekehrt, meist auf dem Mobiltelefon. Schauen, was die restlichen Menschen in meinem Leben machen. Zu oft ist etwas anderes spannender und ich bin länger weg als gewünscht. Ich muss manchmal nachfragen, was gerade gesagt wurde, es ist mir unangenehm. Doch von den meisten inzwischen akzeptiert. Warum ich es mache, wissen nur wenige. Bis jetzt. Immer noch wenige.
Erinnerungen aus der Schulzeit kommen hoch. Ich grüße sie. Nicht. Damals bin ich oft in meinem Zimmer gesessen. Hätte lernen sollen. Vor mir all die Bücher und Hefte. Ich habe ein paar Aufgaben gemacht, dann die Wand angestarrt, die Decke, etwas gezeichnet. Rausgeschaut und geträumt. In meinen Träumen war ich erfolgreich, beliebt. Meine Noten haben mich nur gerade so vorm ertrinken gerettet. In einigen Fächern war ich Klassenschlechtester. Kleidung hat mich nicht interessiert, meine Eltern haben geschaut, dass ich vollständig gekleidet war, das hat aber nur dafür gesorgt, dass ich keine Löcher und Flecken hatte. Gegen Ende hin musste ich immer öfter Nachhilfe nehmen. Der kleine, wenn auch helle Raum im zweiten Stock über einem Kleidergeschäft. Die Nachhilfelehrerin hatte ganz knochig Finger. Französisch und Latein. Als es vorbei war, bin ich mit einem Freund nach Paris geflogen. Eine großartige Stadt. Wie wahrscheinlich jeder Jugendlicher habe ich mir Gedanken über den Tod gemacht. Während ich mit dem Discman auf dem Balkongeländer gelegen bin. Einfach fallen. Das schreiben hat mir immer wieder geholfen. Und klangen die Texte noch so traurig. Mir gaben sie Kraft. Mitleidsheuchelei. Aber gelesen hatte mich damals fast niemand.
Geld. Vermutlich nervt es mich so, weil es ständig darum geht. Scheiß Universalkommunikation.
Der Satz, der hier gestanden ist, hat keinen Sinn gemacht. Es geht darum, dass ich mich verändere und verändern lasse. Das Hauptthema, sich zu entscheiden wer man ist und dann dabei bleiben. Nur leicht anpassen, weil es sonst unglaubhaft wird. Könnte alles viel einfacher sein, ist es aber nicht. Ich könnte Ich sein. Also, das was ich für komplett richtig halte und wo ich ohne nachzudenken dafür stehen kann. Aber dann hätte ich wohl nicht den Erfolg, den ich habe. Es ist ein Abwägen. Wenn ich mich ein wenig verbiege, kann ich mehr erreichen, nicht nur für mich, sondern für was ich bin, als wenn ich alleine vor mich hinköchle und mir nur von der kleinen Gruppe Gleichdenkender Bestätigung hole.
Am meisten hat es mir bisher gebracht, wenn ich Dinge gemacht habe, vor denen ich Angst hatte.
Langsam komme ich von dem „ich möchte von allen gemocht werden“ weg. In Minischritten. Das bedeutet auch Arroganz, das bedeutet, dass ich manche Menschen verletze. Das tut mir weh. Ich merke aber auch, wie es mich oft aufhält, wenn ich meiner Meinung runde Ecken verpasse oder sie für mich behalte. Ständiges Nicken ist nett, aber sorgt oft dafür, dass man erst gehen kann, wenn alle anderen schon weg sind.
Entscheidungen sind meine größten Feinde. Ich schaffe es nicht.