„Solltest du nicht langsam schlafen? Die Sonne geht bald auf. Das ist nicht gut für dich.“
Ich schau aus dem Fenster. Die Ampel blinkt grün. Die ist hier die ganze Nacht an. Ansonsten ist alles ruhig. Langsam mache ich es auf. Kalte Luft strömt über meinen Körper. Ich nehme die Decke vom Bett und hülle mich ein. Tief einatmen.
„Siehst du den Mond? Ganz klein.“
Der Himmel ist in ein dunkles blaugrau getaucht. Wenige Sterne setzen Akzente.
„Nein. Ich sehe ihn nicht. Ich habe Angst, ihn nie wieder zu sehen. Das Gefühl nagt an mir. Treibt mich in den Wahnsinn.“
Zitternd lehne ich mich hinaus. Versuche ihn zu finden. Im gegenüberliegenden Haus geht ein Licht an. Wie fremd mir die Menschen hier sind. Nicht nur in der Nacht, wenn sie durch ihre Wohnung irren. Auch am Tag. Wenn ich ihnen auf de Straße begegne. Betrübte Gesichter, meist zum Boden blickend. Fast wie in einem schlechten Film, wo sie von einem bösen Herrscher unterdrückt werden und unglücklich sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass all die Menschen unglücklich sind. Ich verstehe aber auch nicht, warum sie dann so aussehen.
„Der Mond ist immer da. Auch wenn du ihn nicht siehst. Verstehst du das?“
Ich halte für einen Moment inne, ziehe die Decke enger um mich.
„Aber wenn ich etwas nicht sehe, kann ich nur glauben, dass es da ist. Ich weiß es nicht.“
Eine Träne rinnt über meine Wange und hinterlässt eine eiskalte Spur.
„Das ist Unsinn. Es ist sicher, dass der Mond immer da ist. Selbst wenn du ihn nicht siehst. Er verschwindet nicht einfach so. Wenn du einmal weißt, dass er da ist, ist er im nächsten Moment nicht verschwunden.“
Ich schaue wieder auf die Straße hinunter. Ein rotes Auto bleibt bei der Kreuzung stehen.
„Wenn das Auto vorne um die Ecke biegt, weißt du trotzdem dass es noch da ist, obwohl du es nicht mehr siehst.“
In meinen Gedanken sehe ich den Mond. Lächelnd schließe ich das Fenster.
wunderschoen. ich mag deine texte total gerne; auch in nizza mit ko,ischer tastatur. sehr schoen.