Bis es zu spät ist

Zu langsam. Ich habe eine Entscheidung an mir vorbeiziehen lassen.

Als ich diesen Blog begonnen habe, wollte ich txt schreiben und sonst nichts. Ich wollte all den Geschichten den Platz geben, der ihren zusteht. Doch dann kam das Leben. Alles war etwas holprig, hier war der Ort wo ich es verarbeiten konnte. Dann kam noch mehr Leben. Ich habe mir nicht mehr die Zeit zum verarbeiten genommen. Das war falsch und ich merke es jedes Mal wieder, wenn ich beginne die Tasten zu berühren, aus den chaotischen Gedanken formen sich Sätze und beginne Zusammenhänge zu sehen. Zumindest bilde ich es mir ein.

Kleines Update für alle, die mich noch nicht vergessen haben.

Die Zeit bei Mia war wunderschön. Es fühlt sich so richtig an. Gemeinsam. Teilweise hatten wir so etwas ähnliches wie Alltag. Wir waren bei Freunden eingeladen, haben Freunde eingeladen. Vermutlich die schönste Zeit des Jahres. Neben dem Sommer. Die Nordsee. Ich versinke schon wieder in Erinnerungen, doch das ist es was mich durchhalten lässt. Gedanken an die wunderbaren Tage und Wochen, die wir hatten. Der Abschied war noch schwerer als sonst. Doch wir haben eine Entscheidung getroffen. Eine wichtige Entscheidung. Hochrational. Ich werde im Sommer zu ihr ziehen. Es ist das erste Mal, dass ich mit einer Freundin zusammenziehe. Es ist auch die erste Frau, mit der ich länger als ein paar Wochen zusammen bin. Es erinnert mich manchmal daran wie wenig Erfahrung ich eigentlich habe. Wir sind drei Jahre zusammen. Der Zeitpunkt ist gut.

Beruflich hat sich seit der Kündigung einiges getan. Ich habe an einem Buch mitgeschrieben und die dazugehörige Website, wo alle Buchinhalte kostenlos abrufbar sein werden gemacht. Beziehungsweise bin ich gerade dabei sie zu machen. Nächste Woche sollte sie fertig werden. Geplant war, dass sie Ende September fertig war. Das Projekt hat mich belastet, mehr Zeit in Anspruch genommen, als ich gehofft habe. Es ist von allen Seiten nicht so rund gelaufen, am meisten gebe ich mir die Schuld selbst. Daneben habe ich das beste Angebot angenommen, das ich je bekommen habe. Ich mache mir etwas Sorgen, ob ich zu leichtmütig die Geldfrage schon wieder zur Seite geschoben habe. Das Projekt ist spannend, ich kann daran wachsen, kann viel machen. Kann zeigen wie gut ich bin. Doch es fordert ebenso viel Aufmerksamkeit. Weil ich nicht nur das gleiche und immer wieder gleiche machen muss, sondern neues. Ich habe wieder Speakeranfragen bekommen, bisher alles abgelehnt oder zumindest aufgeschoben. Eine kleine Veranstaltung des öffentlich-rechtlichen Radios, wo ich das Livestreaming gemacht habe.

Und dann ist da noch die Uni. Das Sorgenkind. Die Hölle. Ich dachte ich würde das alles schaffen, habe alle Prüfungen, alle Seminare gemacht. Doch nur die aus meiner Studienrichtung. Nicht die, die ich als Wahlpflicht machen muss. Diese habe ich vernachlässigt. All die Semester und das fällt mir jetzt auf den Kopf. Ich könnte heulen. Es fehlen mir noch zwei Prüfungen und zwei Arbeiten aus meinem Studium. Eine Prüfung schreibe ich in zwei Tagen, die Arbeit möchte ich in vier Tagen abgeben. Doch ich hätte zehn Prüfungen machen sollen oder zumindest fünf. Ich habe Angst vor der Prüfung, ich habe Angst, dass die Arbeit schlecht ist, ich habe Angst, dass ich das Studium nicht bis zum Sommer fertig bekomme. Möglicherweise ist es unmöglich es bis zum Sommer abzuschließen, da die Studienprogrammleitung mich nicht die Kurse wählen lässt, die ich möchte, die möglich sind sondern mir welche vorschreibt, weil ich mich nicht vor zwei Jahren darum gekümmert habe.

Es gibt für alles eine Lösung und ich habe verschiedene Möglichkeiten mit der Situation umzugehen, doch ich kann das nicht. Ich schaffe es im Moment nicht. Ich wünschte, ich hätte mich entschieden sofort zu Mia zu gehen, es wäre nur ein Semester mehr gewesen, das ich dort machen hätte müssen.

Ich versage.

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5 Kommentare

  1. Weißt Du, der einzige, der dich an dem allen hindert, bist Du. Nicht, weil du versagst, sondern weil du dich viel zu sehr unter Druck setzt.

    Deine Arbeit wird gut sein, weil du viel von dem verstehst, was du da machst. Und du wirst es auch packen, alles fertigzubekommen – zur Not fährst du eben noch einmal nach Wien und holst 1-2 Prüfungen nach. Das ist alles kein Problem. Gib das, was du kannst, ohne dich dabei verrückt zu machen. Das steht dir nur im Weg.

    Mach dir das Leben nicht so schwer, du hast ein Ziel und das könnte schöner nicht sein.

  2. Es steht mir nicht zu einen Ratschlag zu geben oder zu interpretieren.
    Zu erinnern und aus eigener Erfahrung zu erzählen, hoffe ich aber und dabei die richtigen Worte zu finden:

    „Deshalb habe ich wieder angefangen tagzuträumen.“ (/bruch/) bei einer kleinen Pause, um wieder zu wissen, warum ich mich damals so entschieden habe und es richtig war. Um Kraft zu sammeln und im Nachhinein zu wissen, dass ich nicht versagt habe, sondern aus der Situation heraus reifer & vllt. gelassener geworden bin, auch wenn es jetzt schwer ist, es wahrzuhaben.

  3. Ach, Schnubscherub – nein, das tust Du nicht. Und selbst wenn, dann machst Du halt einen Umweg und schaffst es dann. Ich kenne eine solche Situation noch gut aus Uni-Tagen – von mir selbst, von anderen. Mein Studiengang war weniger verschult, aber heute unterrichte ich selbst als Dozentin an der Uni, und weißt Du was? Dozenten sind auch nur Menschen. Und nicht alle sind Beamtenschimmel und Akribikerarschnasen. Such Dir ein paar raus, geh hin und sei ehrlich. Sag, wie es ausschaut: Du hast das und das verbaselt, Du weißt, dass sie Dir jetzt nicht helfen MÜSSTEN und dass es auch Deine Schuld ist. Du bittest sie aber trotzdem um ihre Hilfe. Von ganzem Herzen. Weil Du nämlich nach P. ziehst, den Karren aber dennoch aus dem Dreck ziehen und Dein Studium abschließen willst. Du hättest folgende Vorschläge, wie Du die Situation retten könntest: A, B, C. (Die je zwar einen anderen Weg als den Üblichen beschreiten, Dir aber jeweils offensichtlich etwas mehr Arbeit machen, als Du auf dem normalen Weg gehabt hättest. Und das kannst Du auch deutlich so kommunizieren, dass Du das wissentlich so vorschlägst.) Und Du würdest Dich wahnsinnig freuen, wenn sie einen der Vorschläge vielleicht akzeptieren könnten und ließest Dich auch sehr gern auf andere Anforderungen ein. So in der Richtung eben. Einfach offen und ehrlich sein und mit den Dozenten reden. Wenn einer scheiße sein sollte – geh zum nächsten. So kriegst Du Deine Scheine zusammen. Ganz sicher.
    Also: Attacke. Was glaubst Du wohl, wie großartig sich das anfühlt, wenn Du den Berg gewuppt hast und diese Sumpf-Unizeit endlich, endlich hinter Dir hast :-))))

    Motivationsschmatz!

    von Frau Mamsell :-*

  4. monsieur, weißt du was?
    ich nehme mir ganz frech was heraus:
    du kannst das. dich auseinandersetzen mit der situation und deine schritte gehen.
    weil du das kannst, dieses immer einen schritt noch weiter.
    weil du ganz genau weißt, was das bedeutet.
    erinner dich daran. auch wenn alles in dir „nein“ schreit.
    das verliert man nicht. du nicht.
    brüche im leben können angst machen. machen sie immer.
    es wird stimmig sein, egal wie es kommt. auch wenn man sich das mitten im sturm kaum getraut zu sehen.

    ich schicke dir kraft.
    lilith

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