Der Motor heult auf. Minus vier Grad leuchtet mir die Anzeige. Ich lasse die Kupplung kommen und gleite auf die Autobahn.
Nicht mehr ausgehalten. All die Leute, die Diskussionen, die Dummheit. Keine Lust mehr sich jedes Argument anzuhören, jedem angelaufenen Spinner zu erklären, warum man, was wie macht, was wie meint und dabei ruhig bleiben. Nicht auszucken. Ich habe immer versucht es allen zurecht zu machen, meine Mutter hat mir schon immer gesagt, dass das nicht geht und dass ich es erst gar nicht versuchen soll. Ich bin harmoniebedürftig, verdammt noch mal. Natürlich habe ich es versucht und es lange ausgehalten, immer wieder Ausgleich gefunden. Irgendwo. Irgendwie. Doch jetzt ist es vorbei. Ich will nicht mehr. Keine Ahnung, ob es für immer ist oder nur ein Ausbruch, der wieder vorüber geht.
Städtenamen auf blauen Schildern. Ich sehe Buchtstaben, lese nicht. Füge nicht zusammen. Kein Schnee, nur Kälte. Dunkelheit. Väterchen Frost zieht über Europa und ich hinterher. Warte auf mich. Ich bin jetzt auch kalt. Ich kann auch so sein wie du. Nimm mich mit.
Dreiundzwanzig. Er nimmt seine Tasse, hält sie mit beiden Händen und sieht mich an. Er mustert mich. Ich lasse es über mich ergehen, warte auf seine Reaktion. »Du musst schlafen.« Ich lass meine Augen über den Tisch rollen, um bei seiner Uhr hängen zu bleiben. »Ich besitze keine Uhr.« Ein Fernsehspot rauscht vorbei. «Wenn du Geld brauchst, lass es mich wissen.» Zwei Falten streiten sich um meine Stirn. «Nicht jetzt.» Er nimmt einen Schluck, ich sehe mein Glas mit Wasser an. Stille. In meinem Kopf laufen Szenen ab. Messer tanzen, Feuer verschluckt den Tisch, ich schreie. Jemand fragt uns, ob wir noch etwas möchten. Man würde bald schließen. Keine Reaktion. «Danke.» Er steht auf. Ich drehe mich nicht um, als er durch die Tür geht.
Die Wiesen sind in weißen Frost gehüllt. Ich fahre auf Anschlag. Die frühen Morgenstunden. Keine Musik, nur das Rauschen des Windes, das Heulen des Motors.
Ich zittere.